alien

Wie gesagt, man kann sich auf verschiedene Weise als Alien betrachten, oder von Anderen als Alien wahrgenommen werden. Ich erinnere mich an eine Reise, auf der ich zum ersten Mal als Erwachsener auf einem Campingplatz übernachtet hatte und mich mit einem gewissen Interesse wie ein Alien unter Aliens fühlte. Es geht schnell, dass man sich in einer Gruppe pudelwohl fühlen kann. Jede Häkelnadel kann zu einem Club der Gleichgesinnten werden. Auch kann es überraschend sein, wenn man mit vorgefassten Meinungen aus irgend einem Grund mit einer Gruppe in Berührung kommt, dass man bestimmte Dinge, die einem selbst vertraut sind, dort anfindet. Die gut gemachten Filme über Mafiabosse sind ja vermutlich deshalb so anziehend, weil der Bösewicht nicht nur kein Dummkopf ist (obwohl es darauf ankommt, wie man „dumm“ definiert), sondern es werden die Werte des Helden bewundert sowie sein Werdegang und sein Verenden. Das war auch bei den Hells Angels so, von denen ich mal eine Gruppierung in London anlässlich einer Living Theater Performance traf, und später nochmal auf der Tour in Amerika.  Die fühlten sich alle wie die Helden der Gerechtigkeit, verlässlich und vertrauenswürdig, wenn man das Glück hatte, kein Feindbild darzustellen. Ich sprach eine Weile mit einem jungen Mitglied der Bande, sehr sympathisch und warmherzig, sodass man hoffen konnte, denen allen war klar, dass das nur ein Dumme-Jungen-Spiel ist, wo keiner zu Schaden kommen muss. Aber Menschen kommen zu Schaden. Da ist ja etwas passiert, was den vermeintlichen Helden treibt. Es ist der Hass, und wie früh er ausgelöst wurde, und wie wenig Menschen damit umgehen konnten und können, sehen wir jetzt u.a in Chemnitz. Das gibt ja den Gruppen Macht, wenn alle so ohnmächtig sind. Je mehr die Ohnmacht steigt, desto unvermeidlicher werden die Ausbrüche. Was soll man da zurückspulen können, und überhaupt: wohin spulen. Das sind Menschen, die vor aller Augen ihr eigenes Reich aufgebaut haben, das in ihrem selbst auferlegtem Blick gelungen ist, weil Gewalt und Waffen eine Sprache sind, die sie verstehen, und das soll nie wieder gegen sie selbst sein. Nie wird einer wirklich wissen, was in dem obdachlosen Hitler vorging, bevor die dunklen Untergrundsströme der bedürftigen Massen in seine Leere gespült wurden. Das gibt Halt, wenn man sich wehren kann. Bei „Raumschiff Enterprise“ hatten wir ja Gelegenheit, durch die Eingebungen des genialen Gene Roddenberry mit der Vielfalt des Alientums in Kontakt zu kommen. Die Begrenztheit und die Schönheit der Welten und ihre Eigenarten. Wer sich permanent schützen muss, kann nicht wirklich offen sein. Ist die eigene Welt zu wenig offen für andere Welten, schleichen sich Rituale ein, die zu Gesetzen werden, dann zu Kriegen. Wenn es zu weit geht, dann klingen die einfachen Sätze mit dem Wahrheitssenfkörnchen auf einmal wie Dummheiten. Dass niemandem hier lang was gehört, und dass wir bei aller Freiheit abhängig sind voneinander, und dass es ohne Wohlwollen füreinander  schwer ist, auf diesem Planeten ein gutes Leben zu führen.

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