enden und anfangen

Immer wieder mal muss man auch die Phänomene wahrnehmen, die sich während der eigenen Lebenszeit entfalten und die man sich vorher nie hätte vorstellen können. Es ist gleichermaßen müßig zu sagen, alles war schon immer so, obwohl es auf einiges zutrifft, als so sicher zu sein, dass diese Zeit eine ganz, ganz besondere Zeit ist, obwohl ich das häufig auch so sehe. Deswegen pendelt das Bewusstsein  oft zwischen dem, was man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit prophezeien kann, und der völligen Ungewissheit, was nun wirklich eintreten wird, da man das menschliche Verhalten offensichtlich nicht wirklich kalkulieren kann. Dann wird klar, dass es mancherlei zu entscheiden gibt durch uns Einzelne, wo wir uns bemüßigt fühlen, einen klaren Blick zu entwickeln. Will ich beim Bewertungszwang dabei sein oder mir weiterhin vorschlagen lassen, welche Bücher ich auch noch lesen könnte außer dem einen, das ich bestelle. Kollektive Verunsicherungen erzeugen nutzbare Wankelmütigkeiten, die durch einen kleinen Stoß in eine Richtung getrieben werden können, die einem vielleicht ganz persönlich vorkommen. Ja, jede/r sieht „es“ anders, aber an der Sicht arbeiten ja alle Leute, die etwas produzieren, denn sie wollen es loswerden und Profit damit machen. Es ist wirklich ein Teufelskreis, aber es gibt für alle Menschen einen optimalen Exit, der führt zu einem selbst zurück. Ein gewisses Schaudern führt zu befreiendem Lachen: wir sehen vor allem, wer wir sind. Wenn ich meine ureigene Sicht nicht als meine wahrnehme, kann ich mich gar nicht erkennen, denn in diesem illusionären Spiel erschaffe ich ja gerade alle die Verbindungen, die mir selbst schlüssig und sinnvoll erscheinen und präsentiere sie als mein Weltbild. Auch gibt es unterschiedliche Wahrheitsgehalte, mit denen Gleichgesinnte sich komfortabel fühlen, und eine Strecke lang wird es komplex, bis man sich herausschält aus den Komplexitäten des Vorgegebenen. Man stellt sich ein paar wesentliche und interessante Fragen und beantwortet sie sich ernsthaft. Was habe ich von der Performance verstanden, die ich gestern abend zusammen mit Freunden gesehen habe. Ohne den Text im Programmheft zu lesen, war es unterhaltend, das eigene Verständnis des Wahrgenommenen zuerst einzuschalten. Es war klar, dass es um das Ende ging, das Ende der Zeit und der Welt, aber auch um einen Anfang, der immer möglich ist. Die Freiheit der Sicht wurde durch die Exzellenz der Künstler erschaffen, durch die man das Ganze auf sich wirken lassen könnte, ohne in voreilige Beurteilungen zu verfallen. Gute Kunst, die die Umsetzung eigener Ideen anbietet, aber kein Denken aufzwingt. Wenn man sich einlassen kann.
Die Performance war gestern im Stadtgarten: „This is not a Swan Song“.

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