närrisch

Als ich kurz hinunter fuhr zur Post und alles lief wie das Haar durch die Butter (indischer Ausdruck für müheloses Geschehen), kam mir auf dem Rückweg ein Polizeiwagen entgegen. Ich war gut drauf und blickte den Fahrer direkt an. Aber ein Hauch des Gefühls war immer noch da. Meine illegalen Taten halten sich in sehr überschaubaren Grenzen, und auch im illegalen Denken bin ich nicht wirklich rücksichtslos voran geprescht. Es gab in der Tat Zeiten, in denen ich es als rechtsmäßig empfand, mit zwei Totenköpfen durch meine damalige Arbeitswelt zu fahren. Der eine war legal, der andere nicht. Niemand hätte auch da verstanden, welche tiefe Berührung die Nacktheit des menschlichen Schädels in mir auslöste. Aber das können die im Auto ja nicht wissen. Oder dass ich, alles in gewissen Grenzen, gelogen, gestohlen, falsch Zeugnis geredet hatte wider meinen Nächsten undsoweiter. Aber es ist ja so leicht, Verdacht zu schöpfen oder verdächtig zu wirken auf andere, die alle bestimmte Vorstellungen haben von den Ordnungen, in die Menschen sich und andere gerne einbinden. Aber die in dem Wagen ahnen ja gar nicht, dass sie einen Dunkelpunkt ausgelöst haben in mir, und dass ich die letzten Cent hinlege für einige lebensbedrohliche Gefahren, in denen ich mich bewegt habe, ohne die Erfahrung zu bereuen. Manches Aufflackern weist auf etwas hin. Auch das einigermaßen verlässlich Furchtlose will erworben sein. Man macht eine mentale Notiz und fährt heiter seines Weges. Dann habe ich mich daran erinnert, dass ich gestern im Cafe mit einem Menschen, der einmal sehr und jetzt noch immer vertraut ist, und wir uns seit 17 Jahren nicht wieder gesehen oder gesprochen haben, wir also im Cafe saßen. Mit dem Getränk kam ein kleines Papierröllchen und ich enthüllte meinen Spruch, der hieß: „Jeder möchte sich einen Narren halten, aber keiner will ihn füttern.“ Aus Schweden, nicht gleich zugänglich, obwohl intuitiv erfassbar, aber was heißt es? Es gab Beiträge. Der Narr ist ja in den Geschichten der Einzige, der die Wahrheit sagen darf, ohne  Angst haben zu müssen, geköpft zu werden. Jemand sagte, es hätte auch geköpfte Narren gegeben. Da ist einem wohl die Weisheit vorübergehend abhanden gekommen, sonst hätte er die Situation ja einschätzen können. Aber warum will jede/r einen Narren haben? Und will ihn aber nicht füttern? Ja klar, wenn man jemanden da hat, von dem man möchte, dass er einem die Wahrheit sagt (so gut er eben kann), dann muss man auch damit rechnen, dass man ihn füttert mit dem eigenen Stoff. Ein Narr kennt die Punkte, wo der Schmerz wohnt, weil sein eigenes Wesen auf seinem Schmerz balanciert. Gleichzeitig darf er sich nicht zu wichtig nehmen, denn da ist der König, dem er letzendlich verpflichtet ist. Ohne König kein Narr. Wenn die Dinge ihren adäquaten Platz einnehmen, hört das Gerangle auf. Aber auch wenn Gaukler und König in einer einheitlichen  Sphäre agieren würden unter harmonischsten Bedingungen, könnte trotzdem ein befremdliches Auge auf sie fallen, das etwas vollkommen anderes aus ihnen macht, als sie für sich selbst sind. Das wird auch dem Zettel aus dem Kaffeehaus gerecht, nämlich dass es ein Rätsel bleibt mit vielen Toren.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert