herbsten

Erstaunlich. Wieder Herbst. Die heiß ersehnten Sonnenstrahlen verfrachten einen in die Welt des Staunens. Tatsächlich: Gold. Doch  golden nur, wenn das Licht darauf scheint, das Herbstlicht, das dem Vergänglichen Unsterblichkeit verleiht. Man macht sich auf und wird z.B. in einem Wald zur Zeugin des geheimnisvollen Vorgangs. Jeder beliebige Ort eine strahlende Lichtung. Jedes noch so dumpfe Blatt eine Bereitschaft zur Metamorphose. Überall Pilzgemeinschaften in scheinbar grenzenloser Vielfalt. Die Kundigen unter uns wissen, was gegessen werden kann und was nicht. Doch die Pilze leben auch ohne uns miteinander in ihren eigenen mysteriösen Verflechtungen und Familienstämmen. Wir gehen vorüber. Das ist, was die DichterInnen uns durch die ganze Weltgeschichte hindurch vermittelt haben: dass wir vorübergehen, und dass der Herbst etwas vom Geruch des Vergänglichen trägt. Gestern habe ich irgendwo gelesen, dass es die Liebe ist, die es einem schwer macht, den Planeten heiteren Gemüts zu verlassen. Ich dachte immer, die Liebe macht es leichter. Aber natürlich, man will ja vor allem das, was man liebt und kennen gelernt hat und endlich etwas besser versteht, nicht schon wieder verlassen. Das sind typische Herbstgedanken. Auch der junge Werther schleppte sich mit Suizidgedanken durch das Herbstlaub. Es soll viele gegeben haben, die davon angeregt wurden. Modrige Erde kann auch aufregend riechen. In welchen Adern fließt keinerlei Hang zum Morbiden? Oder  man denkt an Zypressen, die einmal um etwas herumstanden, was man selbst war. Eine Geschichte. Eine Parabel. Eine Science Fiction Anekdote, eine Herumgeherin in den direkten Zusammenhängen. Die direkten Zusammenhänge gehen immer von einem selbst aus, d.h. wenn es einen  interessiert, das Steuer selbst in der Hand zu haben und die Verantwortung für den Kompass zu übernehmen. Das gilt vor allem für den einzelnen Menschen und gibt wahrscheinlich die Bedeutung zu der Tatsache, ob jemand einen Führerschein hat oder nicht. Ein Steuer in der Hand und volle Verantwortung, denn zu viel Spannung oder zuviel Entspannung oder eine Ablenkung kann tödlich sein. Auf der anderen Seite kann man nicht leugnen, dass auf einer bestimmten Ebene, oder vielleicht ist es genau da, wo die Ebenen aufhören,  alle und alles miteinander verbunden sind, bewusst oder unbewusst. Bildlich gesehen vermutlich ein strömendes Ungeheuer, das einem Ordnungen abringt und Klarheiten, will man die Richtung zumindest erkennen. Die eigene Richtung. Der Weg, auf dem man die eigene Lampe sein kann. Was jenseits des Tellerrandes stattfindet, hat keiner beschrieben. Doch, es wurde schon beschrieben. Vielen erschien es immer elitär und abstrakt, der Aufenthalt im Ungedeuteten, die Anwesenheit im Nu. Der Äther. Die strahlende Leere. Die tiefe Freude am freien Vorgang des Dialoges mit den universellen Gesetzmäßigkeiten. Wieder Herbst. Die Tage mit der Sonne. Wo man die Blätter aus den Himmeln nahen sieht, als welkten sie in fernen Gärten. Rilke hat dann in seinem Gedicht noch Einen erschaffen, der das alles unendlich sanft in seinen Händen hält. Wir ringen immer wieder mit denselben Themen. Die Welt verändert ihr Kostüm.

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