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Immer mal wieder fällt mir der Satz ein: „Wer nicht hören will, muss fühlen“, vor allem, weil ich ihn nie wirklich verstanden habe außer vielleicht als preußischen Vaterton „wenn du nicht gehorchst, setzt’s was!“ Was muss man denn da hören wollen? Und warum muss ich, wenn ich es nicht hören will, dann was fühlen!? Überhaupt: „fühlen müssen“ klingt auch nicht gerade inspirierend. Ist es nicht auch eine schwerwiegende Sache geblieben, wenn man wissen will, was man fühlt? Es ist immer schwer, eine eigene, klare Sicht von etwas zu erlangen, wenn man weiß, dass sich ins Gesellschaftskollektiv was so tief eingenistet hat, dass man sich als Exot/in vorkommt, mal wieder ganz einfache Fragen an sich zu stellen. Was fühle ich eigentlich, und wie weit kann ich wissen, was diese Gefühle sind und was sie mit mir zu tun haben, wo sie hingehören und ob es überhaupt welche sind! Jede/r gilt ja gerne als gefühlvoller Mensch, den ach! so viel bewegt und gerne am Leiden der Welt emotional mitmacht. Vielen fehlt was. Es nagt der Zahn der Zeit am Unvermeidlichen. Was fehlt denn so, und wenn, was, und habe ich Worte für das Gefühl? Denn sonst, wie soll ich es mir verständlich machen, und dann auch den Anderen. Wenn ich es gar nicht und niemandem verständlich machen kann, dann weiß ich ja gar nicht, was mich bewegt. Muss ich es wissen. Müssen nicht, aber vielleicht doch wollen. Dann kommt natürlich der andere berühmte Satz herbeigeflossen, dass, wenn wir es nicht fühlen, wir es auch nicht erjagen werden. Ein Mensch, der sich die eigenen Gefühle bewusst macht, lässt vermutlich einiges sein, wonach ihm oder ihr zumute ist. Wer will schon hassen? Erst, wenn man das Gefühl bei sich erkennt, kann man steuern und weitere Entscheidungen treffen. Es kann auch in dem ganzen Treiben etwas verloren gegangen sein, sozusagen aus dem Erleben gefallen, und trotzdem viele Menschen noch davon ausgehen, dass sie was fühlen. Wenn man nicht mehr sicher ist, muss man mal ernsthaft schauen, ob man es fassen kann. Vielleicht hat die Verbindung zum lebendigen Organismus Schaden erlitten, und man beginnt zu erwägen, dass eine Maschine doch ein optimalerer Mensch werden kann. Alles Gedachte legt sich nieder im Strom. Manchmal erschrickt man und erkennt, dass man auf tiefste Weise verbunden ist mit dem Vorgang.
Die Kiste auf dem Photo stand bei einem Waldgang auf unserem Weg, wo in der Nähe ein Film produziert wurde.  Dann kam ein Mann und behauptete beim Wegtragen, er wüsste genau, warum wir das Photo machen wollten. Ja klar, Mann! Ist doch offensichtlich! Eine Kiste für den Mythos „Fühlen“. Im Inneren Licht-Zubehör.

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