wiederholen

„Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten……“.* Fallen mir doch jeden Herbst verlässlich ein, die vollkommenen Herbst-Zeilen, und die verneinende Gebärde in dem Fallen…Bei der Weltbetrachtung kann man sich leicht daran gewöhnen, die Erscheinungen als Wiederholungen wahrzunehmen. Aber es kann sich ja gar nichts wiederholen, denn jeder Moment ist, ob man es so sehen will oder nicht, ein völlig neuer Moment. Selbst die förderlichen Wiederholungen, das gründliche Lernen zum Beispiel, oder die wertgeschätzten Gesten unter Menschen, sind nie eine Wiederholung,. Alles ist immer neu. Nur wir ziehen unsere Bahnen, als könnten wir  tatsächlich nicht anders sein, als wir  zu sein scheinen, und die Frage, ob wir wirklich so sind, wie wir erscheinen, oder überhaupt, was wir sind und wer, hat schon sehr viele Gehirne beschäftigt. Das hört nie auf. Das geht immer weiter. Es ist selbstgestaltend, denn auch wir sind SelbstgestalterInnen. Jede/r organisiert seinen/ihren ihm/ihr möglichen Raum. Ob das Ganze auch völlig anders aussehen könnte, als es jeweils ist, ist zwar eine müßige, aber interessante Frage. Man denkt gerne an das Weiten der eigenen Möglichkeiten, und man dehnt sie ja auch. Man dehnt sich, so weit man kann. Wie weit kann man dehnen? Es muss ja auch nicht gedehnt werden, denn da ist meistens noch zu viel Anstrengung für das Hirn enthalten, und wie leicht mutiert ein angeregter Gedanke zu einer beliebigen Karotte. Leicht gesagt: Be here now . Wer sitzt im Jetzt? Die Blätter fallen…nichts wiederholt sich jemals…Der Geist des Ostens erreicht die wundeste Stelle Europas. War alles schon immer da, und wer holt es sich wieder?
* Herbstzeilen: Rainer Maria Rilke

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