blicken

Das Bild zeigt eine weitere Variante aus meiner neuen kinetischen Sandwerkstatt, die ich soeben „Schönheit und Schrecken des Ungeformten“genannt habe. Auch hier, wo man praktisch kaum was erkennt, sieht jede/r bzw verbindet jede/r  was anderes damit, und wer nicht sehen kann, kann fühlen, und wer sagt, dass fühlen und sehen nicht dasselbe sein können oder sind.

Ich habe mal früher von irgendwem gelesen, dass es bestimmte Gedanken gibt, um die „man“ nicht herumkommt im Leben. Wen ich da jetzt mit „man“ meine, weiß ich auch nicht genau, vermutlich DichterInnen und DenkerInnen und klaro, KünstlerInnen, und schon sitzt man im Zentrum des Debakels. Also, sagte  ich damals zu mir, will ich auch über Tod und Liebe und Wahrheit und Kunst undsoweiter nachdenken!?, und Gott natürlich, um Himmels Willen, wer käme drum herum, weiß man doch ziemlich spät erst, was man im Oben wirklich vermutet, und was im Unten. Dann muss man in beiden genug herumstreifen, um mehr Gewissheit darüber zu erlangen, was man denkt, und wie man es selbst sieht. Hier komme ich mal wieder wie automatisch auf die Bedeutung des Blickes oder des Blickens, des Einblicks und des Ausblicks und des Durchblicks, und wo blickt man selber durch und wo nicht. Und wo und wie lernt man die Unterschiede. Der Blick, den ich mir selbst im Laufe meines Daseins erzeuge, der ist für die Anderen schwer nachvollziehbar. Der einfache und direkte Zugang zu der komplexen Welt anderer ist zwar zu einem gewissen Grad immer möglich, aber andrerseits z.B. durch kulturelle Strukturen sehr erschwert. Ich habe auch in Indien lange Jahre gelebt, bevor der erste Moment von genug Vertrautheit auftauchte, um sich gegenseitig einschätzen zu können. In meinem Fall wurde ich natürlich über meine Kenntnisse der kulturellen Gepflogenheiten und der Sprache des Landes wahrgenommen, auch konnte über die Bewegungen und Handhabungen der Dinge, die ich dort gelernt habe, ein Verstehen überhaupt erst aufkommen. Es gibt auch immer die wortlosen Tiefen zwischen Wesen, klar, nur sind sie eher mysteriös als fundiert, denn man weiß ja von Menschen eigentlich nur das, was sie einem über die Sprache vermitteln. Denn der Blick wird bekanntlich gern getrübt, sei es durch eigene Wünsche oder Beurteilungen oder Meinungen oder lange geübte Einstellungen oder Muster aus der Kindheit usw.. Was ist überhaupt ein klares Sehen, ein klarer Blick? Wenn man sich zB Trump anschaut und merkt, dass er offensichtlich seinen Blick für einen glasklaren hält, kann man schon überrascht sein. Man kann davon ausgehen, dass jede/r von uns seinen oder ihren Blick für den glasklaren hält. An diesem delikaten Punkt schreiben Schreiberlinge gern über den Wert von Freundschaft, die es ermöglicht, auf bestimmte Gestaltungen in den Persönlichkeiten hinzuweisen, die für nervig oder unförderlich gehalten werden, man selbst aber vielleicht nicht sieht oder nicht gerne hinschaut. Dann gibt es natürlich die anderen, auch eine größere Menge, die leben ihre mentalen Einstellungen in Zwiespälten und Loyalitätskonflikten aus, ohne die rigorose Entscheidung zum Beisichsein selbst gefällt zu haben. Zwar wirkt das sogenannte „Böse“ oft sehr isoliert von allgemein erwünschtem Menschsein, aber auch durch das sogenannte „Gute“ als vorherrschendes Gedankengut oder praktische Ausweichbahn kann man die Grenzen der Glaubwürdigkeit erkennen. Auch wer keinen Konflikt will, muss konfliktfähig sein, denn wie kann man sonst die Schattentänze lernen und praktizieren, denn egal, wie man es letztendlich sieht, so ist es genau der Blick, an dem wir uns erkennen und mit dem wir umgehen können oder müssen, und den wir senken können und leuchten lassen, je nachdem, wie wir die Umstände für uns gestalten konnten, denn wir haben unseren Blick doch mitgestaltet!? Ich darf nochmal, gerne!, hinweisen auf den ungeheuren Augenblick in der Quantenphysik, der mir jetzt selber wie von selbst zuströmt, gespeichert wie er ist in meinen beweglichen Archiven, nämlich als der erste Mensch dort während der Experimente erkannte, dass es die Wirkung seines Blickes war, die sich auf einmal als die Bewegerin der subatomaren Partikel zeigte, und nicht ihre inhärenten Gesetzmäßigkeiten. Jeder Blick also gestaltet die Materie, auf die ich schaue, was zu einem geradezu ungeheuren Gedanken führt, nämlich dass ich (auch) bin, was ich sehe, auch wenn nirgendwo eine letzte Wahrheit lauert.

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