Amber

Neulich wurde ich mal gefragt, wie für mich die ideale Beziehung zwischen Mensch und Tier aussieht bzw aussähe. Es war im Rahmen eines Projektes, aber man will ja nicht einfach was sagen. „Ideal“ kann man schon mal generell für alle Beziehungen streichen, auch wenn Beziehungsidealisten sich gerne diese Fahne hinhängen können. Geht es um ein Ideal? Oder um das, was jeweils ist, und ob man rechtzeitig die Fähigkeiten erlangt, damit umzugehen. Und da es schon immer, hier in einem angebrachten „Immer“, darum ging und geht, wieviel und welche und ob überhaupt Liebe sich im Prozess umsetzen kann, damit dat Janze blühen und gedeihen kann, sprich: gelingen. Nun hatte ich mich in meiner Antwortsnot bereits als Nicht-Expertin geoutet, da ich weder Mensch/Tier-Ideale hege, noch das tiefe Bedürfnis, Tiere um mich herum zu haben. Vor allem sehe ich ungern, wenn sie, m.E., zu sehr mit menschlichen Fürsorgetechniken bedacht werden, während andere vermutlich besorgt sind, ein Tier könnte in meiner Nähe nicht das Wesentliche bekommen. So zögerte ich vor mich hin mit der Antwort, und wie es üblich ist in den beweglichen Archiven der eigenen Psychenordnung, kamen die Erinnerungen herangerückt. Ganz am Anfang war natürlich die Schildkröte, die irgendwann wo runterfiel und der Sturz den Panzer spaltete. Es gab auch den Wellensittich und die Pferde. An hohe Emotionen erinnere ich mich nicht. Aber in den Jahren meines Aufenthaltes in Kathmandu habe ich einmal einem Mann im Bazaar einen Adler abgekauft. Seine Flügel waren gestutzt, niemand wusste, ob er würde einmal fliegen können. Es kam zu Spannungen in meiner damaligen Quasi-Ehe, als ich mit meinem Bettzeug zu dem Adler zog. Er hieß Zarathustra. Zwei Nepalesen, die unabhängig voneinander einen Ort für ihre Himalaya-Eulen suchten, brachten diese dann auch noch vorbei. Tags war der Adler draußen, nachts die Eulen. Zarathustra lebte! Und eines Tages, und obwohl ich mir nichts sehnlicher gewünscht hatte, blieb mein Herz stehen, als er abhob in die Lüfte. Die Mönche vom Tempel erzählten uns manchmal, dass sie ihn auf der goldenen Kuppel sitzen gesehen hatten, aber dann zog er wohl weiter. Ach ach, mein Zarathustra. Dann gab es einen kleinen Hund, und indische Bauern fanden, der wäre zu anhänglich an mich. Ich schasste ihn hinaus in den Sand, dann töteten ihn die Hunde. So erlebt man auch auf dieser Ebene eine ganze Menge. Tiere und ich….tja….Ein paar Tage nach der Frage aber ergab es sich wie durch einen Zufall, dass, im üblichen Vorgang, eine neue kleine Katze zu uns kam. Jauchzen und Frohlocken, kein Zweifel. Man versteht ein bisschen besser, was Mütter so erleben. Nicht, dass ich das Kind mit dem Tier vergleichen will. Vielleicht das Entzücken der Augen, das Blinken und das Zurückblinken, die Bereitschaft zu Bewegung und Spiel, das Wissen um die verblüffende Zartheit eines Anfangs, damit es gut wird. Im Bild oben sieht man das neue Tier im verwackelten Bild. Nachdem sie stundenlang kleinen Mucks machte, war sie hier kaum zu bändigen.  Den Vater haben wir auch kennen gelernt: ein großes, langhaariges schwarzes Tier, die Mutter ist schneeweiß und kommt aus Norwegen. Die Wunder der Natur lassen nicht auf sich warten, sondern sind, was sie sind, und das reichhaltig. Amber, so heißt sie bislang, ist also bei uns angekommen.

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