abhängen (?)

Es gibt ja diese Idee des Lebens als Traum oder als Schlaf, und das damit verbundene Gerücht, man könne daraus erwachen. Also erst der nächtliche Traum, aus dem man in den Tag hinein erwacht, und dann das Erwachen zum Leben bzw zu sich selbst als dem Instrument, das eine Neugier dafür entwickeln kann, was diesen Aufenthalt auf der Erde betrifft. Warum hier? Und wie lange schon? Und ganz speziell der oder die sich Fragenden: und ich? Was mache ich hier? Folge ich wie im Schlaf dem gegebenen System, denke, was zur Zeit so gedacht wird, trage am Körper, was zur Zeit so getragen wird, oder treibt es mich eher in die Nachdenklichkeit darüber, wie seltsam es doch letztendlich ist, dieses Leben als „normal“ zu bezeichnen, wo keinerlei ursprüngliche „Norm“ zu entdecken ist, eher eine Verblüffung über die scheinbar grenzenlose Vielfalt des Erschienenen oder des Produzierten. Eigentlich, wenn man mal genauer hinschaut, ist vieles eher absurd. Dass der Mensch auf dem Markt denkt, er hat so eine große freie Wahl. In Wirklichkeit werden Menschen aber ständig verführt, weil man ihre Verführbarkeit erkannt hat und sie auf allen Ebenen benutzen kann. Man weiß genau, dass sie, wer auch immer damit gemeint ist, nicht widerstehen können. Überall herrscht das Übermaß an Angebot. Man wird in den Entscheidungszwang manipuliert. Nicht nur mit der Materie. Denn immer wird ja der Geist zuerst angesprochen. Ob es die Erleuchtungskarotte ist oder das neueste Computerspiel, die Karotte bleibt immer Karotte. Der Entscheidungszwang ist für die Einzelnen so schwierig geworden, dass man, wenn man kann, es am besten (manchmal auch) als Spiel sieht. Das Spiel, mit den Gegebenheiten angemessen umzugehen, kein Spielverderber zu sein, aber auch kein Mit-Spieler im unterwürfigen Sinn. Was bleibt anderes übrig, als vom Schlaf zu erwachen. Da kehrt man dann automatisch wieder zu den Fragen zurück. Was ist Schlaf? Ist Routine Schlaf? Sind Gewohnheiten Schlaf? Andrerseits ist alles das Eine wie auch das Andere. Es hängt ziemlich offensichtlich von dem Bewusstsein ab, vom Blick, mit dem man etwas betrachtet, und von dem, wie man das Betrachtete aufnimmt. Die verfügbare Begeisterung über das Erfassen von Welt und ihrer und meiner Geschichte muss nicht unbedingt einen Plan oder irgendetwas Vorgegebenes haben, sondern kann schlicht und einfach die Freude am Durchblick sein, soweit es der jeweilige Blick ermöglicht. Dass sich dieser Blick wandeln kann, hängt von inneren Einstellungen ab. Sind die Einstellungen zu fixiert, wird der Blick starr. Der Glaube, etwas erhalten zu müssen, was es gar nicht gibt, kann die Folge sein. Das innere Leben ist gern in Bewegung, aber wirklich nur von der Stille aus. Aber bei zu viel Lautlosigkeit setzt der Schlaf ein. Der Traum hat ja die Eigenschaft, dass er einem ein Erleben vorspielt, aus dem man erwachen muss, will man es als Traum erkennt. Wer kennt nicht die Erschütterung dieser Traum-Realität? Den ganzen Tag kann so ein Film an einem hängen, so als könnte man es gar nicht glauben, dass man erwachen konnte. Wie oft wünschen sich Menschen, aus bösen Träumen zu erwachen, aber oft genug ist das Erschreckende wirklich passiert. Wir als Betroffene  können auch aussehen wie Träumer. Wenn das Fassungslose einen erfasst und einen zwingt, mit sich selbst in Verbindung zu bleiben und vor dem Erwachen nicht zu weichen. Der Schlaf ist ja auch schön und so wohltuend. Seine wohltuende Wirkung hängt allerdings vom Wachsein ab, denn was im Wachsein für mich geschieht hat die Neigung, sich im Traum zu versymbolisieren. Das ist auch ein von Freud „Königsweg“ genannter Weg, wem es Freude macht. Ich kenne niemanden, der über die Traumtheorie vom Schlaf erwacht ist. Wahrscheinlich gibt es sie. Nach gutem Schlaf ist Wachsein das Angenehmste, denn der Blick, der sich da formen kann und wird, wird später „mein Leben“ genannt. Und dann:  wie viel Erwachen ist möglich? Und von was oder wem hängt es ab?

 


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