regen

Ach ja, der Monsoon ist auch rübergekommen nach Deutschland, genau dann, wo er eigentlich dort sein sollte. Ich bekomme die jährliche Mail aus dem indischen Dorf, die mir meistens verkündet, wann der erste Regen eingetroffen ist. Aber jetzt im August ist es dort superheiß, und kein Regen, und zu wenig Wasser im See. Ich sinniere in das hiesige Getröpfle hinein, ob es nicht Wege gäbe, die Dinge wieder etwas mehr auszugleichen. Aber sie kommen ja vom Ausgeglichenen. Oder wer weiß  noch, was von wem und wo und wodurch verursacht wurde, was zu jenem und dem und dem anderem führte. Außerdem kann es sehr wohl sein, dass sich die vorhandenen Energien immer in einer Ausgleichung befinden, nur vielleicht mit jeweils schwerpunktmäßig unterschiedlicher Verteilung. Oder es sieht nur so aus, zum Beispiel, dass die Gewalt stetig zunimmt. Und gibt es eine automatische Ausgleichung auf der Seite der „Friedfertigen“? Die letzte grandiose Illusion, dass wir gar nicht frei sind, sondern Partikel der Ausgleichung? Gut, selbst wenn es so wäre oder ist, wäre und bin ich trotzdem an mich selbst gebunden im Sinne, dass ich meine Existenz ja nicht leugnen kann. Ob ich sie nun als Senfkorn wahrnehme (meine Existenz), oder als Formkonstrukt, ist bereits im Reich der Bezeichnungen, der Zuschreibungen, der Gestaltungssphäre. Zweifellos gestalte ich mein Sein gemäß dem vorhandenen Umfeld. Aber ich denke auch, dass die vorhandene Freiheit oft viel größer ist, als wir wahrhaben wollen. Nur wo ist sie? Was ist mit ihr geschehen. Mit ihm, dem großen vertrauten Raum, in dem das eigene Sein sich ungestört aufhalten konnte. Insofern ist, ganz klar, der Weg zu diesem Raum nicht eigentlich ein Weg zurück, sondern ist ein Kreislauf der Entwicklung, in der ich irgendwann wieder mit dem Ausgangspunkt in Verbindung kommen  kann. Ein Freiraum, in dem die Liebe gar nicht so sehr das zu Erringende ist, sondern das Gegebene, das Vorhandene, auf das ich mich dann, ausgereift und als eigenes Wesen, wieder einlassen kann. Wenn mich manchmal bei all den horrenden Geschehnissen auf dem Planeten ein Mitgefühl ergreift, ist es häufig der abgeschnittenen Leben wegen, denen durch haltlose Eingriffe Anderer das verbleibende Leben verwehrt wurde. Das Leben Anderer nehmen, das ist schon ein verstörender Vorgang, dem sich Menschen immer wieder aussetzen, und sich deshalb immer wieder irgendwo mit Kriegen in Schach halten müssen. Es gibt eben kein Rückwärts, sondern was in die Welt gesetzt wird, will wachsen und gedeihen. Kaum einer kann sich mehr vorstellen in den jeweiligen Epen, wie es war, bevor der Mensch aus den Paradiesen gejagt wurde. Wie sah es aus, und wie fühlte es sich an, als um Punkt 12 Uhr des kosmischen Gongschlags auf einmal Frieden war? Oder kann bei jedem Einzelnen um 12 Uhr kosmischer Zeit jederzeit ein Gong schlagen? Kain, wo ist dein Bruder Abel? Ja wo isser denn? Ich, ich soll sowas getan haben. Ich? Das bin doch nicht ich, die das getan hat. Doch, ich. Ich habe jetzt Abel nicht umgelegt, und ich kniee auch nicht auf einem virtuellen Beichtstuhl. Es genügt, dass ich weiß, was ich tue. Wo ich etwas ändern will an meinem Verhalten, kann nur ich etwas ändern. Im Raum der Liebe ist auch mit den Anderen Wachheit und ein Zulassen voneinander. Mir macht es nichts aus, wenn Menschenkinder zu reifen Erwachsenen werden Es gibt auch nicht wirklich Spielregeln, die man einhalten muss. Ja, in gesellschaftlichen Konstrukten ist das ja angebracht, aber nicht innerlich. Ich kann sein, wer ich bin. Wer soll mich hindern.
Das Bild zeigt ein durch deutsche Monsoontätigkeit entstandenes Moosgewand eines Yogis bei uns im Garten.

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