skandaloso

  „Skandale und ihre Brut“    *
Das  Gute an Skandalen, wenn man diese beiden Begriffe zur Abwechslung mal positiv verbinden kann ist ja, dass, häufen sich die Schreckensnachrichten und der schmerzhafte Tropfen nackter Wahrheiten  langsam, aber stetig in die Volksadern hinabsickert, dieser dort ein Unbehagen auslöst, das von „oben“ schwer einzuschätzen ist, da man dort an Gehorsam und Gläubigkeit gewohnt ist und nach Belieben damit herumhantiert. So kann es geschehen, dass zuerst etwas stirbt, und dann etwas erwacht. Jetzt ist damit nicht Reinkarnation gemeint, sondern Resinnation, ein neues Wort, das ich gerade erfunden habe.  Ich vertrete schließlich das Wortfindungsamt, und Resinnation bedeutet also in diesem Kontext, dass ein größerer Teil der Nation wieder zur Besinnung kommt, weil ja jeder diese undefinierbare Masse, die man „Volk“ nennt, mal überschätzt und mal unterschätzt. Das sogenannte Volk lässt sich bekanntlich gerne leiten und lässt sich gerne nieder abends zu Ablenkungsmanövern, die nach den Nachrichten oft auch dringend nötig sind als Verdrängungstechnik, weil sonst die untrainierte Verdauungsmaschine einsetzen würde. Das aber braucht Zeit, das braucht Ruhe, beides hat man nicht. Und eines Tages gallopieren die neuen Spieler an einem vorbei, denn man hat sich gar nicht entschieden, mit welcher Mannschaft man spielt, sondern man hat sich fleißig unterhalten lassen. Das ist ja auch nicht ungefährlich, seit wirklich niemand mehr nachvollziehen kann, wer sich in den dunklen Kanälen alles rüstet zum (Wahl) Kampf, oder zur Volksoptimierung oder zur Robotmenschenangleichung und zur Mutterschaft ohne Väter oder zur Rückführung von Fliehenden in ihre Folterkammern. Gut, man muss ja nicht immer gleich düster werden. Also gar nicht informiert sein geht ja nicht, sorry. Man muss ja nicht regressiven. (wortschöpferisch unterwegs)  Aber man muss in der Tat ganz schön viel entscheiden, was einen nun was angeht und was nicht. Jede skandalöse Politnummer kann allerdings auch in einem den rechtschaffenen Zweifel an den Machenschaften der Regierungsvertreter/innen wecken, ja, einen durch Wachsein so richtig bei sich landen und wirklich die letzten blutigen Spuren einer unangebrachten Autoritätshörigkeit in sich verenden lassen. Das ist ein großer Tod, der unbedingt ist. Bedingungslos. Dieser Tod hat keine Bedingungen, er stellt keine Bedingungen. Warum? Weil diese Erkenntnis, keiner „Autorität“ mehr Vorrang zu der eigenen Wahrnehmung zu geben, auf Freiheit beruht und keineswegs ausschließt, dass angemessene Formen der Autorität den  Rahmen verlassen oder sprengen müssen. Es ist das ganz und garige Annehmen eigener Verantwortung für Wort und Tat und Umsetzung persönlicher Werte, die den “ Tod“ der Ablademechanismen herbeiführen. Wenn man unbedingt Autorität braucht, kann man immer noch Liebe als höchste Autorität einsetzen. Dann hat man erst mal viel zu tun, um auch da wieder von Fernsehserien und Romanen und Facebookposts und Volksklischees usw über das Thema loszuwerden und zu erkennen, dass man hier nicht nur Gespenster gegen sich hat wie Gefährder, User, Eivergifter, Optimizer, Influencer und Schattenspieler, sondern die ganze Menschheitsgeschichte. Denn nicht nur Sokrates musste sich eine Frau ausdenken, die einen Monolog über die Liebe hält, auch hier nur von Plato reported, sondern allen Menschen fällt es schwer zu wissen, was man nur wissen kann, wenn man Risiken und Gefahren mutig und letztendlich heiter und entschlossen ins Auge blickt. „Manchmal besuche ich mich“, sagte ein tiefsinniger Komödiant (K.Valentin?). „Mal schauen, ob ich heute zuhause bin“. Zuhause, wenn man da Zeit hat, und nicht zu eingespannt ist in das innere und äußere Drama,  kann man durchaus zu dem werden, wer man ist.  Bei diesem Satz zu landen, macht mich ja jetzt echt heiter. Es ist wie wenn man morgens einen Rundgang durch den Wald macht und auf einmal weiß, wie man sich fühlt.

Die beiden Bilder sind von U. Güdelhöfer und haben nicht wirklich diesen Titel. Aber nun haben sie einen, nur heute, hier, und dürfen in den neuen Kontexten glänzen. Das mit den Skandalen hatte ich schon im Kopf, aber die Bilder sind, wie man so schön sagt, beim Vorübergehen „ins Auge gefallen“.


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert