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„Wir müssen jetzt unser Schicksal in die eigene Hand nehmen“, sagte sie u.a. Das hört man doch gerne und weiß dadurch, dass es auch da, wo hohe Formen der Diplomatie am Werke sind, Grenzen gibt. Es war ja nicht so, als wären in Taormina Schwächlinge herumgesessen, aber es waren auch nicht alle, die etwas Wirkungsvolles hätten sagen können. Wo Auseinandersetzungen unvermeidbar sind, geht es oft um nicht weniger als Vernichtung, bzw. um das Vernichtungspotential im Zaum zu halten. Wenn aber hinter der Im-Zaum-haltung die pure Angst steckt, z.B. einen Unberechenbaren vor den Wirrkopf zu stoßen, ist es doch angebrachter, Klartext zu reden. Einer der denkwürdigsten Sätze, die mir bisher in meinem Leben begegnet sind, kommt aus Japan und heißt „Es gibt Wichtigeres als das Leben“, und so verstehe ich ihn: manchmal muss man auch den Tod in kauf nehmen, damit man wegen der Angst vor ihm nicht gedemütigt wird. Erst, wenn man diese Todesangst einmal konfrontiert hat, gibt es weitere Optionen. Alles ist Tor, und Öffnungen erlauben weiteren Zugang. Nun ist es durchaus beruhigend, wenn man in einem Land lebt, wo die Führungspersönlichkeit einen solchen Satz sagen kann. Es wird unüberschaubar sein und bleiben, wie und wieweit  diese Erkenntnis bei den einzelnen Individuen ankommt. Haben wir nicht immer unser eigenes Schicksal in der Hand!? Das mag wohl so scheinen, jetzt, wo wir als Land einen der tiefschwärzesten Abgründe der Menschheitsgeschichte hinter uns haben, wo 6 Millionen Menschen im Beisein aller Lebenden ihr Schicksal aus der Hand genommen wurde und Vernichtung eine neue Dimension erreichte. Jetzt wissen wir auch, dass alles Zujubeln einen Kern der Gewalt in sich trägt. Nur die Kunst kann (manchmal) auf ungefährliche  Weise begeistern, auch wenn sie von Narzissmus keineswegs befreit ist. Überall, wo Schöpfung entsteht, muss gerungen werden um das, was man ist, und ob es einem letztendlich gelingt, die Töne zu spielen, die dem eigenen Lied entsprechen. Auch bin ich froh, einmal in meinem Leben eine meditative Praxis ernsthaft durchlaufen und wertgeschätzt  zu haben, aber die Zeiten ändern sich und verlangen andere Instrumentarien, um dem globalen Geschehen mit eigenem Gewahrsam gegenüberstehen zu können. Die Welt ist voll von abgeschotteten Räumen, in denen mehr oder weniger Unheimliches vor sich geht. Der Reichtum an innerer Freude ist nicht wirklich abhängig von den illusionären Erscheinungen der Welt, ja gut, aber ganz unabhängig davon ist meine innere Freude auch nicht, und mein Wesen ist auch nicht ganz unabhängig von der Unfassbarkeit des Schmerzes und des Schmerzhaften, mit dem wir unter Menschen in Berührung kommen.

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