Wie die aktuellen Situationen, die wir gemeinsam und persönlich vor Augen haben, zustande kommen, dahinter liegen meist sehr lange Geschichten. Deswegen kann es passieren, dass man z.B. im Zusammenspiel zweier sich feindlich gesinnter Gruppen beide Seiten verstehen kann, dieses Verständnis sich aber nicht verbinden lässt mit einer umsetzbaren Lösung, wozu man ja offene und furchtlose Geister braucht, die den dritten Punkt als bestmögliche Variante ins Spiel bringen können. Aber tatsächlich gespielt wird immer anders. Die Herren (denn es sind doch die Herren) haben bei allem redlichen Wunsch nach Frieden einsehen müssen, dass es ohne Waffen nicht weitergeht. Neue Milliardäre bewundern ihre Schaffenspotenz, wenn die meisten ihrer migrationshintergründigen Waffenherstellungshelfer alles herstellen können, was eben so ein rein technischer Vorgang ohne Sprachkenntnisse braucht. Und alle haben Frauen und Kinder zuhause, die möchten auch in Frieden essen und ein besseres Leben haben, oder überhaupt eins. Da knallt auf der Golanhöhe ein Geschoss in einen Sportplatz, und wir hören natürlich, dass Kinder und Jugendliche tot sind. Wir kennen sie nicht, und wir können ihren Müttern nicht helfen. Und doch, was für ein Schmerz, was für ein Schmerz über diese fast schon selbstverständliche Ignoranz, dieses notwendige Abstumpfen von Mitgefühl, mit dem wir gesegnet sind, damit es uns nicht zerreißt im Halbdunkel der Ohnmacht. Deswegen, und vielleicht nur deswegen, drängt es heraus und hinein ins Bewältigbare, in das Umfeld, in die Nähe, vom Draußen also ins Drin, und dort das Verstandene anwenden. Und wenn es gelingt, hat man gute Nachrichten, die man weitergeben kann, und wo man dann wiederum auch gute Nachrichten erfährt. Denn ob Kamala Harris Amerika retten kann oder nicht (wie die neue ‚Zeit‘ auf der Titelseite fragt) ist wohl ein bisschen viel verlangt, aber dass solche umwerfenden Salto vivantes überhaupt möglich sind, oft ausgelöst durch die Kraft und Persönlichkeit eines einzigen Menschen, das sollte uns doch zu denken geben. Das tröstet immer noch nicht die Mütter der getöteten Kinder, aber es tut wenigstens, was es kann.

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