Mensch sein


Ankunft des Unwägbaren
Es kann einen doch immer wieder in Erstaunen versetzen, dass wir Menschen von unseren Anfängen an vor allem zwei Optionen zur Verfügung haben, dieses Leben zu leben, beinahe hätte ich „absolvieren“ gesagt, was genau diese Optionen ausdrückt. Das heißt, ich begreife zum einen das Leben als etwas, das irgendwie geleistet werden muss, meist ausgerichtet auf gesellschaftliche Vorstellungen und gemäß der jeweils vorhandenen Ordnungsgefüge, also Schulung, Heirat, Kinder, und vor allem das Geldverdienen, damit die gewaltige Schöpfung und ihre Bedürfnisquellen voranbewegt werden können. Oder zum anderen komme ich irgendwann in Kontakt mit der ebenfalls herausfordernden Idee, dass ich Gestalter:in und Beweger:in meines Erdendaseins bin und folglich irgendwann die enorme Bürde des Menschseins auf mich nehmen will und dann auch muss, wenn die Sache mal in eine klar eingeschlagene Richtung läuft. Vor allem in den letzten Jahren kommt es mir (erneut) so vor, als würde sich das „Menschsein“ an sich in der Tat, also in der Umsetzung, als die wirkliche Kunst erweisen, die sich zu erwerben wirklich lohnt. Jetzt nicht im Sinne eines zu erhaltenden Lohnes, sondern wenn einem der Erdaufenthalt nur lebenswert erscheint, wenn man so viel wie möglich von sich selbst versteht, also das Auge von außerhalb auf sich richten und sich selbst einschätzen kann. In Indien habe ich einmal ein Bild von Shiva in seiner Funktion als Yogi betrachtet, auf dem man sehen konnte, wie sich aus der Stirn das dritte Auge löst wie an einer dehnbaren Schnur, sodass es sich von außen umdrehen und sich selbst betrachten kann. Nun merkt man unterwegs, dass man die eine oder andere Straße eingeschlagen hat, wobei Bewertungen der Lebensstile hier keinerlei Rolle spielen, denn überall gelten letztendlich dieselben Gesetze. Aber was auch immer ich selbst wähle, da muss ich meine Aufmerksamkeit erhöhen und lernfähig sein in Kontakt mit dem Ungestalteten, für das ich Verantwortung trage. Durch die unzähligen inneren Entscheidungen entwickelt sich mein Menschsein, und vor allem i c h muss mit der Person umgehen können, die ich aus mir gemacht habe. Ein großes Glück, wenn man sich einigermaßen redlich durchgeackert hat und gespannt ist auf das, was noch des Weges kommt und keinerlei Sicherheit bietet, und ob ich mich darauf verlassen kann, das alles für mich und die Anderen in bestem Sinne zu handhaben.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert