befreien

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Irgendwann und vielleicht durch irgendwas oder irgendwen angeregt dämmert’s einem, dass das tiefere Nachdenken über bestimmte Dinge unerlässlich ist.  Der Wunsch nach Freiheit ist in vielen Formen und Vorstellungen vorhanden, doch wie geht das: befreien. Mich befreien?, und von was? Wo befindet sich aktuell das Überflüssige, das ich rechtzeitig als eine Last erkennen kann? Die Bücher? Die Objekte? Die umfangreichen Ansammlungen dessen, was man für wesentlich hält? Oder muss man nur innen in den Lagerräumen mal ordentlich durchpusten, damit die Staubschichten des Vergänglichen sich lüften und man dahinter oder darunter auch die Vergänglichkeit dessen erkennt, was man für unverzichtbar hielt. Nun dauern diese Prozesse gewöhnlicherweise ziemlich lange, denn man selbst hängt an der Maske des Todlosen, um den Hals einen Gauklerkragen, an dem die Glöckchen der Weisheit baumeln, bis sie von einem selbst gehört werden. Bis der Ton näher kommt und aufhorchen lässt, denn erst später im Leben kann man erfahren, wie kurz das alles war trotz aller tief bewegender Auftritte des Unsterblichen. Hohe Kulturen haben uns gelehrt, dass das Sterben gelernt sein will, und dass jeder Tag zählt, jede Stunde, jede Minute, jeder Nu. Lang lebe der Nu!, denn er hört niemals auf. Nur wir verschwinden.

 

  • Collage von C.M.Brinker

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