Schutz


(Soll)Schutz (geben) vor dem Unerwünschten
Neulich fragte mich Sakshi, ob ich in den Jahren als praktizierende Sadhvi keine Probleme mit Männern bzw Sadhus gehabt hätte, und doch, habe ich. Auch in das Himmelreich der Wüste fiel der Tintentropfen. Einer der Mönche, ein Nath, der außerhalb der Bruderschaft lebte und mit Pferden zu tun hatte und ein Trinker war, kam eines nachts auf seinem Pferd über die niedrige Mauer des Tempels gesprungen, band das Pferd an und setzte sich an die Dhuni, mich mit blutroten Säuferaugen fixierend. Nichts und niemand weit und breit, ich wusste, jetzt muss mir was einfallen. Er laberte vor ich hin, während ich, in damaligem Kontext zu verstehen, nach einem Rat angelte, der mir mal von einem Sadhu gegeben wurde, nämlich wenn du mal Probleme hast, sage unentwegt das Mantra Om Namo Shivaya, ohne dass die geringste Lücke entsteht, dann kann nix Unerwünschtes rein. Ich fing also damit an, stocherte tüchtig in der Asche herum und fragte mich, ob die riesigen Dornen, die ich immer im Schutz vor Tieren neben mir liegen hatte, sich im Notfall als Waffe bewähren würden. Es war nach Mitternacht, alles dehnte sich in zäher Weise aus, ohne dass die geringste Entspannung eintreten konnte, es war gefährlich. Irgendwann packte mich die Wut über diesen Überfall und ich meinte, es wäre jetzt spät und er solle nach Hause gehen. Da ging es blitzchnell los, er griff mich an, packte mich an den Haaren, und weiß der Teufel, was noch alles passiert wäre und wie, als sich aus dem Dunkel der Nacht eine Form löste und auf uns zukam. Noch heute sehe ich seine Flügel, obwohl, wie sich später herausstellte, seine Hilfe nicht dem Engelhaften entsprang, selbst in meiner Erinnerung jedoch noch als Lichtquelle wahrgenommen wird. Er legte dem Besoffenen seinen Turban vor die Füße, nannte ihn Maharaj, großer König, was in vielen Männerohren hier wie Honig ins Innere fließt, und zischte mir dann zu, ich solle mich aus dem Staub machen. In einem Bollywoodmovie würde man mich geschminkt, denn ich schlief ja im Öffentlichen, durch den beschwerlichen Wüstensand stapfen und mich bis zum Wirkungsfeld der Nath Gemeinde durcharbeiten sehen, weckte einen von ihnen auf,  erzählte das Vorgefallene und schlief dann dort den Rest der Nacht. In der Frühe ging ich zurück und es folgten drei interesante Tage. Alle Elders der Gegend waren von den Mönchen zusammengetrommelt worden. Man ließ mich nichts sagen dazu, sondern munter diskutierten sie vor sich hin und tauschten alles Mögliche aus. Offensichtlich kam es auf das Resultat dieser Sitzungen an, in denen es um mein Schicksal ging. Hat sie oder hat sie nicht, und dann der bereits Berüchtigte, über den es vorher schon nichts Gutes zu erzählen gab, ich hatte keine schlechten Karten, das merkte ich und war erfreut. Eines Nachmittags kam eine Gruppe Frauen, und angeregt zischten sie mir unter Schleiern hervor zu, ich solle doch den Typ mit einem Messer erstechen, sie hätten auch Sachen mit ihm erlebt. Mit viel Mühe um die Deutlichkeit meiner Verständigung in Hindi gelang es mir zu klären, dass ich diese Tatigkeit nicht als meine Aufgabe betrachten würde. Ich kam gut durch die Prüfung, aber der Schatten eines Dornes war geblieben, ich dachte an eine Reise. Ach ja, mein „Retter“ erzählte mir später, dass er in der Nähe des Tempels auf einem Feld geschlafen hätte, und Geräusche hätten ihn angeregt, doch mal zu schauen, was die Fremde da nachts treibt.

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