Krishna


Sukho
Gestern habe ich mich mit einem sogenannten Tuc Tuc Taxi abholen und zu Krishna und seiner Frau Sunita und dem Sohn Janak bringen lassen. Oft bin ich diese Wege zu Fuß gegangen, aber auf einmal verlor ich total die Orientierung, denn da, wo früher nur Gärten waren, Rosengärten, da standen überall wild verstreut alle möglichen Traumerscheinungen herum in Form von „Palaces“, wie sie gerne genannt werden, oder „Resorts“, und da war auch in der noch spürbaren Wildernis ein Wellness-Hotel geplant, man sah schon die neu eingepflanzten Palmbäume, deren Blätter verdorrt wirkten. Wir fanden dann Krishnas Haus, das kaum mehr sichtbar war, soviel war in den beiden Jahren drumherum gebaut worden. Der Betonklotz, in dem Krishna seine Brote und seine beliebten Zimtschnecken bäckt, oder soll ich lieber buk sagen, denn er kann gerade kaum was backen, weil seine Schultern und seine Hände so schmerzen. Auch er ist ein Krishna, der sich dem Gott so nahe fühlt(e), dass er es für möglich hielt, ihn zu sein, keine Außergewöhnlichkeit in Indien, jeder kann es ja zumindest versuchen. Und es berührt, wenn einer scheitert und dann ganz Mensch sein muss. Erkannt hätte er, jetzt beim schwarzen, süßen Tee auf der Terasse, den Sunita immer bringt und sich dann dazu setzt, also erkannt habe er, dass er ein armer Mann sei, oder man kann auch „Mensch“ sagen. Als ich wissen wollte, wie sie überlebten in der Corona Zeit, da sagte er, es wäre tatsächlich so weit gekommen, dass sie nichts mehr zu essen hatten, die letzten, ersparten Rupien für die Weiterbildung des Sohnes ausgegeben. Janak schaut zu Boden. Es ist schön, dass wir die Qual des Momentes teilen können. Es ist auch klar, dass ich für Momente helfen kann, aber ich kann keine Familie ernähren. Es sind Brahmnen, und es ist schmerzlich für sie, so arm zu sein. Krishna hat einmal von einem deutschen Traveller Brot und andere Backwaren backen gelernt, die „German Bakery“ boomte, er stand Nächte am Backofen, Sunita immer dabei. Dann kam Corona, kein Hotel und kein Cafe´brauchte mehr Brot, niemand kam mehr. Jetzt, wo alle wieder an ein Normal glauben, sind aus 100 Brotnachfragen drei am Tag geworden, davon kann man nicht leben. Ich frage Janak, was er denn so machen will, er ist 21. Er wollte Arzt werden, hat dann aber wegen der nicht verfügbaren Kosten auf Veterinär umgeschaltet. Das freut mich, denn hier braucht es dringend jemand, der sich um die Tiere kümmert. Oben im Bild das ist Sukho, den ich schon von früher kenne. Er lebt irgendwo oben, wo eine Tür verschlossen ist, kommt aber jetzt pünktlich zum Milchtrinken. Wir sitzen morgens auf zwei Stühlen nebeneinander, er auf dem grünen weichen Samt, den ich für mich da hingelegt hatte. Zum Glück muss ich kein Krishna sein. Ich habe ja schon einen Namen. Als ich Krishna um ein Brot bat und den Schein hinhielt, wehrte er strikt ab. Es wäre das Einzige, was er gerade geben könne, meinte er. Ich wankte zum wartenden Tuc Tuc.

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