weit weg


Nirvana
Während meiner Aufenthalte in Indien habe ich nicht erlebt, dass mich mal jemand danach gefragt hätte, wer eigentlich mein Land regiert. Vermutlich weiß man erst, wenn man hier (in Indien) rumwandert, wie weit weg sich alles anfühlen kann. Wie auch in anderen Ländern und Gehirnen, so gilt das für einen Daseiende als die Welt an sich, daher die vielen Schöpfer, die gepachtet werden für die eigene und die kollektive Historie. In Deutschland hatten wohl einige  zu Arte-Programmen Hingeneigten eine Reportage über Narendra Modi und seine Handlanger gesehen, und es war durchaus wohltuend, es mal so durchdunkelt zu sehen, wie es auch ist (und Politik an sich). Ein Desinteresse stellt sich auch zweifellos dann ein, wenn man erkennt, dass man etwas oder jemanden partout nicht lesen kann, und dafür ist Narendra Modi ein Musterbeispiel. Man will es kaum glauben, dass er aus demselben Stoff geschnitzt ist wie die anderen Herren, die gerade die Stuhllehnen ihrer Throne fest im Griff haben, aber solcher Art ist auch der kleine Narendra im Traumboot einer Bombenkarriere als Hindutva-(V)erklärer: also wieder zurück zum reinen Blut, Hindublut ohne Fremd(ein)mischung. Diese Sucht nach einer übergeordneten Reinheit lässt sich nicht so schell aus dem Kollektiv entfernen, nein, im Gegenteil, gerne kommt es zurück und sucht nach schwarzen Schafen, die nicht dazu gehören sollen und man sie daher auslöschen kann und muss. Aus dem Underground kamen allerdings Bilder und Kommentare, die Modi in gleichen Ritualen wie Hitler zeigen, das dürfte immerhin ein Teil d e r Bevölkerung  eines Landes sein, die es sich nicht nehmen lässt, es mit eigenen Augen zu sehen, vielleicht gar die Hälfte, das wäre schon gut. Meistens vermeide ich das Thema Modi, wenn es sich einrichten lässt, denn es gibt auch die, die ihn lieben und in ihm den allgütigen Papa suchen und finden. Nicht weit vom „Herrn“ entfernt hat er sich selbst plaziert, Narendra Modi,  und er hat die selbstüberzeugte Vorgaukelei in eine feste Form gegossen, und fast hätten sie in Gujarat einen Tempel für ihn errichtet, die Skulptur war schon fertig, da fiel es doch ein bisschen auf, man mahnte es rechtzeitig ab. Trotzdem merkt man, dass ein Gottgedanke in ihm werkelt und ihn triebhaft in diese Richtung zwingt. Ein indischer Freund aus der IT-Branche behauptete mal lächelnd, dass ja wohl jeder Mensch ein Gott sein wolle, eine Idee, die in Indien zahllose Umsetzungen gefunden hat.  Und da man zwischendrin mal merkt, wie wenig von dem, was man zu glauben bereit war, tatsächlich zum Wissbaren gehört, bleibt vieles traumgleich hängen in suspendierter Animation, verstanden als: Alles ist möglich.Und das muss man einfach locker zugeben: dass es mehr Unfassbares gibt, als man für möglich gehalten hat(te).

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