kein Ende

Und es stimmt. Der letzte Krieg wird durch den stattfindenden wieder oder noch stärker in Erinnerung gebracht. Die vielen Kinder, die in diesen menschlichen Verwüstungen mitgeschleppt werden, wollen später wissen, was mit ihnen geschehen ist. Wenn sie Glück haben, können sie einmal irgendwo darüber sprechen, wo jemand gut ist im Zuhören. Auf jeden Fall bekommt das Kind etwas mit, eine Atmosphäre der Angst und Gewalt etwa, auch wenn die Eltern, soweit vorhanden, sich die größte Mühe geben, in Kontakt zu bleiben. Das ist schwer, wenn Bomben fallen  und alles Gewohnte ausgehebelt ist. Die erste Nachricht, die ich heute früh gelesen habe, war vom russischen Außenminister Lawrow, der von der realen Gefahr eines Weltkriegs sprach. Das wissen wir ja jetzt, dass jede in die Ukraine geschickte Waffe dafür einen Anlass bieten kann. Das Schüren der Angst gehört zu der Einschätzung der Pläne, die sich in bestimmten Köpfen bilden können, auch um die Gefahren für sich selbst einschätzen zu wollen. Der Krieg aber ist immer die totale Verschätzung. Das Elend an sich. Das Grauen. Es hilft und hilft doch nicht, dass aus diesen Zeiten auch die großen menschlichen Geschichten kommen. Wenn der schwarze Wind sich einmal ausgetobt hat ud das Ausmaß begutachtet wird, dann schweigt ein großer Teil der Betroffenen, und ein andrer beginnt zu reden. Das alles wird weitergegeben und hört anscheinend nimmer auf. Selbst wenn es unser Schicksal wäre, könnten wir uns nicht darauf vorbereiten. Das berühmte Köfferchen mit den wichtigen Dingen bereithalten? Darauf achten, dass man selbst gut drauf ist, damit man mit dem Herannahenden angemessen umgehen kann? Aber man weiß gar nicht, wer man dann sein wird, denn man kann nicht wissen, was auf einen zukommt. In welcher Form, in welcher Weise. Was Lawrow da sagt, macht mir keine Angst, aber es versetzt mich zuweilen in eine Unruhe, die lediglich aussagt, dass sich hier etwas dem Vorstellbaren entzieht. Das ist wiederum nichts Neues, denn jeder Tag entzieht sich dem Vorstellbaren, auch wenn man ihn mit Gewohnheiten gepflastert hat. Wenn die Unruhe des Vorgestellten vorherrscht, verschwindet dahinter die Freude. Immerhin kann man sie spüren, wenn der Blick sich ausrichtet auf das, was da ist. Es hat geregnet. Es ist still. Die Vögel singen.

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