entfallen

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Archivierung des Imaginären, des Gelöschten,
des Abwesenden, und des Flüchtigen
Dann kommt der Tag, wo einem das Wort entfällt, oder bleibt es im Hals stecken, oder wohin entfällt es? Ein Mann sagte gestern, dass das Schweigen und das Ungesagte die schlimmsten Schmerzen verursacht, doch das ist wieder eine andere Art von Wortlosigkeit, es gibt viele Arten des Schweigens. Manchmal möchte man heraus aus seinem Bann, dann wieder möchte man noch tiefer hinein und der Stille erlauben, ungehindert  Raum einzunehmen. Man darf nicht gefangen werden in der Unwiderstehlichkeit des inneren Dialoges, der dann ja auch noch Wort ist, aber durchaus unterhaltsam sein kann. Und wesentlich. In Richtung Politikhörenwollen schweigt’s auch, in Richtung Ukraine auch. Es drückt nieder auf das grüne Gras und starrt in weiße Kirschblütenprachten. Wenn die Tragödie abspult, schärft sich der Blick. Man staunt über die Bedrohung des Sinnlosen. Keine Zuflucht gibt’s in den Labyrinthen der Zeit, keinen zum Ausgang führenden Faden. Der Humor verkrochen im Kellergewölbe, aber stimmt das überhaupt, oder wer sitzt jetzt im Nacken. Man bildet sich ein, ein Nichts zu sein, da erscheint das Nichts als ein Zwiespalt. Immerhin kann man aufstehen und sich etwas einfallen lassen. Da schätzt man das Tun bestimmter praktischer Dinge, sie kommen einem vor wie Heilpflanzen, die beruhigend auf die Unruhen einwirken. So ist das heute für mich, und eigentlich müsste es, aber natürlich muss es nicht, wenn es nicht will, mir besser gehen, denn immerhin habe ich ein paar Worte gefunden, um das, was sich (noch) nicht sagen will, zu beschreiben. Da heben sich doch tatsächlich die Mundwinkel, und in die Zellen kommt Bewegung. Das dürfte reichen für die neuen Schritte des Tanzes.

 

*Archiv von Avery F.Gordon


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