Sonnenschein & das Morden

Diese eingetrübte Bildkomposition drückt eigentlich ganz gut aus, wie es mir an Ostern ging, natürlich nur einen Teil davon, denn man kann  innerhalb von einigen Tagen und Stunden und Minuten und Sekunden sehr viel Verschiedenes erleben, und eigentlich war in meiner  praktischen Wirklichkeit alles sehr strahlend. Das Wetter war makellos, der Gast willkommen und anregend, und um Eier, die wir eh (die vom Huhn) nicht essen, mussten wir uns wenig kümmern, da es um uns herum wenig Kinder oder Enkel gibt, denen man die üblichen Sitten und Riten beibringen zu glauben muss, oder heißt es beibringen zu müssen glaubt. Dieses Mal bin ich allerdings informiert worden darüber, wie es zu den farbigen Eiern kam, könnte es aber wegen seiner komplexen Erzählbreite nicht wiedergeben. Hinter all diesem Hellen und Lichten lief aber diese große Trübung des Schönen, dieser Krieg, der nicht abzustreifen geht wie ein Haar von der Schulter, nein.  Schwer und bedrückend lastet er auf dem Weltgemüt, aber das ist auch nur eine Vermutung. Ich merke, dass er auf mir lastet, und meine Belastung reicht von Kain und Abel bis zur gerade stattfindenden Großoffensive. Ein wichtig klingendes Wort: Großoffensive. Der mörderische Plan, ein ganzes Volk zu vernichten und auf jeden Fall die Welt, die es erschaffen und in der es gelebt hat, dieser Plan ist verheerend. Und es kann wohl sein, dass es im Untergrund der deutschen Psyche noch ein schreckliches Zittern gibt, das sich im Handlungsfeld eines nahen Krieges sehr wohl als ein (berechtigtes?) Zögern äußern kann. Oder wurde auch damals zu lange gezögert mit dem Merken oder dem Merkendürfen, bis es zu spät war, und zu spät für was? Oder wo fängt man an mit der Geschichte. Ja haben denn die Eltern von Kain (dem Bruder von Abel) nicht gemerkt, wie eifersuchtsbesessen und mörderisch der Kerl drauf war? Aber diese Eltern wurden ja selbst schon rausgejagt aus ihrem Garten, nur, weil sie sich verführen ließen und ein bisschen am Apfel des Wissens geknabbert haben, was verboten war. Es muss schwer sein, auf dem Weg zum Töten, vielleicht ein letztes Flackern des Erkennungsflämmchens auch noch auszulöschen, damit man tun kann, was man tun wird, und darüber wird dann viel gesagt werden. Und keinem Wort, nicht einmal dem Wort eines Dichters oder einer Dichterin, wird es gelingen, im Inneren noch tiefer gehen zu können als das Verstehen. Ja, geradezu vorbei muss es gehen am Verstehenkönnen, und dann kommt es darauf an, wie dort in einem von Worten leergefegten Irgendwo, sich die Angst, oder besser die Todesangst meldet, und dann kommt es noch darauf an, wie man mit ihr umgeht. Immer gibt es Optionen. Man hat immer mal wieder auch die guten Geschichten gehört aus den Kriegen. Einmal soll es Ukrainer*innen gelungen sein, die Fahrer einer russischen Panzerkolonne mit Worten zu überzeugen, umzukehren und sich aus dem Staub zu machen. Oder ein Feind trifft überraschend auf den anderen einzelnen Feind, sie machen sich ein Zeichen und gehen einfach weiter. Aber wer weiß, was geschehen wäre, wenn das Attentat auf Hitler gelungen wäre, und auch hier kann man sehen, wie unterschiedlich einem selbst das Morden erscheinen mag, so als gäbe es ein gutes und ein schlechtes Menschenmorden.

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