ordnen

Wenn einem etwas unbegreiflich Vorkommendes begegnet, hat man ja immer noch Worte, aber welche Worte. Hat immer noch Bilder, aber welche Bilder. Auf der Titelseite der Zeit war das Photo eines  weinenden ukrainischen Bauers zu sehen, das hat mehr erzählt von dem, was wirklich unaussprechlicher ist als vieles andere. Dennoch will man Sprache und Bild nicht verlieren, sowie den Humor, den man braucht, will man nicht in Trübsal versinken. Ganz im Gegenteil, denn alles, was Wachsein unterstützt ist hilfreich. Und es stimmt, dass es zynisch klingen kann, will man ganz nebenher Putin Kredit geben für das große Aufrütteln, das die Weltordnung neu zu gestalten beginnt. Ein Anfang, an dem sich Menschen in verblüffender Einigkeit entscheiden, einen Preis zu zahlen, den noch keiner kennt und der gänzlich im Ungewissen gelagert ist. Natürlich sind wir überrascht. Es sind ja nicht nur die 70 Jahre Frieden, die wir erfahren durften, sondern in diesen Jahren ist viel passiert, was allen ErdbewohnerInnen ermöglicht hat, kundig zu werden über den Planeten, auf dem sie leben. Und bei diesem immensen Angebot der Neuorientierung mussten wir ganz persönlich entscheiden, wo wir selbst damit hingehen wollen, denn der Raum schien immer freier zu werden für das, was jedem  wünschenswert vorkam. Jedes friedvolle Miteinander ist eine Art Paradies, an das man sich gerne gewöhnen möchte oder das man zu Recht zu erhalten versucht. Und es gelingt ja auch häufig, und vor allem dann, wenn Menschen keine Angst haben müssen zu sagen, was sie denken. Und dass es eh kein Paradies war auf Erden, das wussten wir ebenfalls schon lange. Eigentlich, wenn man genauer hinschaute, kam es einem zuweilen vor wie ein offener Therapieprozess, in dem Heilung von Verirrungen und Verwirrungen der menschlichen Seinsweisen durchaus gelingen konnte, oder auch nicht. Der Wunsch nach neuen Umgangsformen und Lebenserfahrungen drückte sich sehr stark durch das viele Reisen aus, und Indien stellte für westlich Ermüdete eine vorübergehende Heimat dar, deren innere Architektur in das westliche Leben webte. Menschen wollten wieder erwachsen werden und Reife erfahren durch sich selbst. Da kommt es einem schon seltsam vor, wie viele Männer da noch auf ihren Stühlen sitzen und sich einer Zeit bedienen, die sich eigentlich schon längst selbst überholt hat, nun aber noch einmal ihre volle Wirkung entfaltet. Ein gefährlicher Kampf, das muss man schon sagen, obwohl dieses kriegerische Getümmel  auch in Games nicht gebannt werden konnte, und die epischen Werke voll davon sind. In Indien haben die Gottheiten immer Waffen dabei. Oft sind es Musikinstrumente, die aber im Kampf als Verteidigungsinstrumente benutzt werden können. So gelangt man leicht in den Zwiespalt und muss da schnell wieder raus. Weiterhin bleibt bestehen, dass man tut, was man kann.  Man muss es nur tun, und man muss es auch können.

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