traveln

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Hier also als Auftakt noch einmal die klassische Schönheit eines Bugatti, den ich vor der kurzen Reise bei der „Frau am Steuer“ mit Federn überdeckt hatte, und unsere Freunde dieses kleine Modell aus einem der vielen geheimnisvollen Orte hervorholten, die wir Menschen mit den Objekten füllen, die uns aus irgendeinem Grunde einmal angesprochen haben. Schaut man flüchtig hin, kann man sich den Wagen sogar auf einer Straße vorstellen, was für den flüchtigen Blick spricht, aber ein edles Weinglas ist natürlich auch völlig o.k. Als jemand, die dem Wort „Ferien“ eher zögerlich gegenübersteht, muss ich doch sagen, dass so ein paar Tage Freiheit von den eigenen Wänden durchaus erholsam sind, vor allem, wenn man zu Freunden und guten Gesprächen fährt. Hocherfreulich ist natürlich auch immer, wenn es sich ergibt, dass man von einem nieseligen Grau in strahlendes Sonnenlicht fährt und etwas von dem begehrten Vitamin tanken kann, das s o direkt nur die Sonne zur Verfügung stellt. Und fast noch erfreulicher ist, wenn man wegen der Substanz der Gespräche dann doch nicht so viel draußen ist, höchstens mal zum Bäcker oder dem Besuch in einem beispielhaften Café, in dem ein dunkelhäutiger Ober eine Perfektion an den Tag und die Ordnungen der Dinge legte, sodass es eigentlich keiner Worte bedurfte, denn er wusste genau, was er tat. Man kann davon ausgehen, dass an allen Tischen laufende Weltthemen gestreift oder vertieft werden, und jede Biographie kann es auf eine ansehnliche Seitenzahl bringen, wenn irgend jemandem ein Schicksal ins Auge fällt, das ohne einen Interessenten vielleicht nie das Licht der Welt erblickt hätte. Aber zweifellos gibt es auch Lebensbücher, geschrieben oder ungeschrieben, die haben nicht nur mühelos tausende von Seiten zur Verfügung, sondern es gibt in ihnen gar keine letzten Seiten, sondern das schwingt hinein in den unendliche Raum und manifestiert dort weiterhin Seite um Seite von dem, was den Geist nicht nur am Leben hält, sondern was auch andere anregt und belebt. Da erinnert man sich gerne und wie beiläufig an die gewaltige Macht des Daseienden, und wie wir hineingeworfen werden in Sturm und Wüste, alles ins Erfahrbare gebracht durch die ursprüngliche Kernenergie, und wie wir sie nutzen (lernen), und wie es uns dadurch gelingt zu sein, wer wir sind, bis wir verstehen, dass es doch anders ist als wir glaubten und vom Glauben gänzlich ablassen. Damit das, was man selbst sieht, sich zeigen kann, am besten (oder nur) über die Gegenüber, die solche Freuden gerne mit einem teilen. Solchermaßen angeregt, kommt einem dann vieles neu beleuchtet vor, und selbst auf der Autobahn kann man der erhöhten Konzentration des Vorgangs einiges abgewinnen. Immerhin geht es um Leben und Tod , und eben um die Qualität der Zwischenräume, für die man verantwortlich ist. Attention, traveller!

 

* Photo: H.Robert


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