Sommerabschied

An diesem ziemlich kühlen Morgen gibt es keinen Zweifel mehr, dass dies der herbstliche Duft ist, der sich verbreitet, und so lasse ich mein Comic-Figürchen, das auf meinem Farbenausprobierblatt entstanden ist, für mich den Sommer verabschieden, denn ich fand es für die drei Dinge geeignet, die Menschen gerne tun, wenn Sommer ist, und so sieht man es hier
das Wolkenmeer grüßend
in den kühlen Teich springend

am Strand sich ahlend.

Auch muss der Herr nicht (wie bei Rilke) die Schatten auf die Sonnenuhren legen, denn sie liegen bereits darauf, und ich persönlich war froh, dass es nicht so brütend heiß wurde, sodass man sich sagen hört „Mensch, ist es heute aber heiß“ und sich erinnert, wie gerne man sich als klimaunabhängig empfindet. Aber nicht nur das!, sondern im Wald knabbern die Borkenkäfer die letzten Rinden von den Stämmen, und die Streichhölzer, die da übrig bleiben, sind auch nicht geeignet für Erhitzung. Und es war der zweite Pandemiesommer, in dem Millionen von Menschen maskiert in die heiß herbeigesehnten Ferien fuhren, und manche Worte wurden einem auch ohne Ferienwochen vergällt, nicht, dass ich „testen“ als Wort mal attraktiv fand. Manchmal fällt mir ein, dass ich entweder gehört oder gelesen habe, dass es im Alten Ägypten, das man gerne neben den Geschichten über die Skavenhaltung als die sphinxhafte Welt des Schweigens sehen kann, dort einen heiligen Worthervorbringer gegeben haben soll, dessen Aufgabe es war, sorgfältig Gedachtes in seine Manifestation zu überführen. Und dass am sogenannten „Anfang“ das Wort war, hatte wohl eine ähnliche Bedeutung. Daher ist es immer bereichernd, sich zurück zu bemühen, was ja dann ein Vorwärts sein würde, eben zu den Wurzeln der Worte hin. Welchen Wert sie haben für einen selbst, und welche Worte man in die Welt geben möchte, damit sie sich dort im Strom des schöpferischen Teppichs mit Gleichgesinnten verbinden und verbünden und immer wieder neue Muster herstellen. Sodass es schwierig wird,  Verantwortung für das Erzeugte zu übernehmen, und leichter, Klage zu erheben über das, was man vorfindet. Der Herbst, der sich gerade manifestiert, ist in der menschlichen Erfahrung auch immer eine Zeit der Wandlung. Doch nun ist die Zeit selbst, unabhängig von Herbsten und wo sie stattfinden, eine Zeitepoche, die von starken Veränderungen geprägt ist. Es geht um diese sagenumwobene Zwölfuhr-Zeit, und ob es fünf Minuten vor dem Gongschlag ist oder schon fünf Minuten danach, den Gesundheitszustand des Planeten betreffend. Einmal hatte ich einen Arbeitskollegen, der bei bestimmten Gesprächen anfing, Kopfweh zu haben und zu stöhnen, er sei doch nur ein bedeutungsloser Wurm, und wenn es Gott gäbe, er sicherlich Wichtigeres zu tun habe, wobei ich ihn damals fragte, was das denn wohl so Wichtiges wäre. Das ist ähnlich beklemmend, wie wenn man jetzt Olaf Scholz die ganze Verantwortung des Landes wird überlassen müssen, wird man ja auch müssen, zumindest die politische, was schon schwierig genug ist. Das Wort „Gott“ ist eine machtgetränkte Instanz, aber selbst die machthungrigsten Vertreter der Gottesmächte können offensichtlich nicht verhindern, dass ihre Leute am Hungertuch nagen, während sie zum Burkatragen gezwungen werden. Der Sommer ist also vorbei, das Tier hat sich etwas erholt. Innen am Banianbaum geht (zum Glück) die Schulung weiter.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.