schmerzlich

Gestern Abend habe ich mich dann ermuntert, das sogenannte „Triell“ (was’n das, dachte ich neulich flüchtig, aber danke, ich hab’s kapiert), und es war in der Tat wenig erbaulich, denn es ist geschehen, dass man im Moment eigentlich keine/n der Triellierer an der Spitze der problemschwangeren Zeiten die festen Zügel in der Hand habend sehen kann. Die Herren haben gezankt, Herr Laschet leider noch eine Spur zwergenhafter als Herr Scholz. Kurz nach der Polit-Show kam die Katze, die bei mir wohnt, humpelnd und vor Schmerzen schreiend in mein Zimmer. Solche Töne habe ich noch nie gehört, sie sind wirklich durch Mark und Bein gedrungen. Ich bin jetzt keine besonders lobenswerte Tierliebhaberin, aber alle paar Jahre, und das selten genug, dringt ein Tier in meine Herzgegend vor und lässt sich dort nieder. Einmal war es ein Adler, das war in Kathmandu. Wir hatten damals noch zwei gigantisch große Himalya Eulen, aber als der Adler dazu kam (ich hatte ihn im Bazaar einem Händler weggekauft), da verlor ich kurz das Interesse am Weltgeschehen und nistete mich eine Zeitlang bei ihm ein, was die verstimmte Atmosphäre einer Beziehungskrise mit sich zog. Wenn man ein Tier liebt, hat es einen ähnlich schönen Side-Effect wie wenn man einen Menschen liebt: man dehnt sich liebevoll hinaus in großzügige Schwingunskreise, und weiß eines Tages von einem einzigen Wesen, wie sich andere Wesen fühlen, oder zumindest erschafft sie (die Liebe) die Freiwilligkeit der Bemühung dem Wesenhaften gegenüber. Wer will da nicht zutiefst dankbar sein, dass so etwas überhaupt möglich ist. Wir wissen noch nicht, woran Coco, die Katze, erkrankt ist, aber wir sind schon angemeldet beim Tierarzt, bei dem kaum Platz gefunden werden konnte, so überfüllt war die Praxis. Die ganze Nacht fühlte ich mich wie eine Mutter, die über ein krankes Kind sorgenvoll wacht. Vieles anderweitig Praktische verliert an Bedeutung. Man will  nur noch, dass das geliebte Wesen wieder gesund wird und aufhört zu leiden. Insofern bin ich auch der Pandemie dankbar, dass ich mich in meinem und unserem Leben so eingerichtet habe, dass ich Zeit habe und da sein kann, wenn wesentliche Dinge geschehen.

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