jagen

In einem Großraum meiner Innenwelt lebt natürlich auch die hehre Einstellung, dass der Geist und alles, was man darunter verstehen mag, frei ist und jede/r Zugang hat dazu, zumindest entlang eigener Vorstellung. Nun ist aber auch alles, auf was man trifft, Geistes-Gut, also Eigentum eines schöpferischen Gehirns, hinter dem meist ein Mensch steckt, der Anspruch hat auf die Gültigkeit seines oder ihres kreativen Outputs. Das wurde und wird weiterhin auf vielen Ebenen bekämpft, erkämpft und besprochen und ist ein weiteres komplexes Thema. In einem kulturellen Abendprogrammheft einer Stadt fand sich einmal als Überschrift eine Zeile meines Gedichtes, ohne dass ich davon wusste. Man nahm an, da man mich kannte, das sei in Ordnung. War es aber nicht, denn es fehlten einige Zwischenbewegungen. Nun nehme ich auch öfters mal an den Sonntagen dies oder jenes aus dem Netz, was mich angesprochen oder angetö(r)nt hat und weiß nicht, wo die illegalen Linien liegen, aber auf jeden Fall nenne ich die Namen der Geister, die es hervorgebracht haben. Nun sah ich gestern beim Öffnen meines Smartphones die Nachricht, dass es weitere Plagiatsvorwürfe gibt, und zwar gleichzeitig gegen Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz, die drei KanzlerkanditatInnen, die offensichtlich alle der Meinung waren, es müsse unbedingt (auch) ein Buch geschrieben werden, oder zumindest eins schreiben lassen, wo man dann davon ausgehen möchte, dass darin alles überprüft ist, was einem Politiker oder einer Politikerin schaden könnte. Wir wissen ja, wer alles gehen musste deswegen, und manchmal tat’s einem leid, und ein andermal nicht. Aber wer war es, der den Buchpfaden der Triellierer hinterher geschnüffelt hat? Man stelle sich einen leicht unangenehmen, halbdunklen Raum irgendwo in der Welt vor, zum Beispiel in Österreich, in dem inmitten vieler aufgeschlagener Werke ein düster dreinblickender Mann sitzt. Er heißt Stefan Weber. Aber vermutlich irre ich in meiner Vorstellung, und Stefan ist ein aufgeräumter Workaholic, der auch Kriminalinspektor hätte werden können, bei dem man ja auch gerne die Fährte mit dem Fährtenleger verbindet. Stefan Weber ist aber Schnüffler geworden, beziehungsweise Plagiatsjäger, ein Beruf, den man ungern selber ausüben würde. Wer bezahlt ihn? Oder belohnt er sich selbst, indem seine trainierte Nase den Geruch gestohlener Sätze erkennen kann? Und nicht in Kleinkramzirkeln, da ist Geistesdiebstahl ja gang und gäbe, nein, Weber erschnüffelt den Worteraub der Großen. Er überführt in einem hochdramatischen Moment 3 Leute, die gerade Kanzler/In werden wollen, und sät also Misstrauen in ihre Glaubwürdigkeit. Später war die Nachricht verschwunden, und vielleicht forscht gerade jemand aus, wer Stefan Weber ist und für wen er möglicherweise arbeitet und für seine Tüftelarbeit Millionen in die Tasche gesteckt hat. Ich schau mal kurz nach, und der erste Eindruck ist: ja, so kann ein Plagiatsjäger aussehen, dem man einiges zutraut. Hier steht nur, dass er soeben hinter Olaf Scholz her ist, für den das ganz sicherlich politsche Auswirkungen hat. Aber welche? Kanzler wird er wohl dennoch werden, außer eine bislang ungeahnte Zahl von Wähler/Innen hat trotzig das Kreuz doch in Frau Baerbocks Kreis gesetzt, weil mit ihr trotz aller Plagiatsvorwürfe doch ein frischer Atem hereinwehen könnte, und man wäre zumindest gespannt, wie das Grünen-Duo das hinbekommen können würde.

 


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