lernen

Was ich in den Lernprozessen, in denen wir uns laufend bewegen, wirklich lernen kann, ist die Handhabung der auf mich zuströmenden Ereignisse. Alles, was gesagt wird, und alles, was getan wird, hat Wirkung. Beides ist schwer: die Wirkung der Anderen über ihre Handlungsweisen einzuschätzen, oder meine Wirkung auf die Anderen. Es kommt darauf an, wie wesentlich mir diese Vorgänge erscheinen, denn vieles geht mich nichts an, das muss sich erst klären. Gleichermaßen mühsam ist es, herauszufinden, was mich tatsächlich betrifft, was mir entspricht, was meinem Wesen anspricht, was mich berührt oder einfach interessiert, weil es mir vorkommt, als könnte ich davon lernen, und meistens kann ich es auch. Selbst für das Fehler-Machen braucht es Übung, damit ich mich darin erkenne. So, wie ein Spiel die Möglichkeit bietet zu erkennen, ob ich ein guter oder ein schlechter Verlierer bin, oder ob ich vielleicht das Gewinnen nicht kann. Es gab auch in hoch angelegten Kulturen die Einstellung, dass das ganze Leben ein Workshop sei für einen gelungenen Ausklang. Immer wieder entscheiden sich Menschen, den Übergang von Leben und Tod selbst in die Hand zu nehmen, wohl wissend, dass Andere dann notgedrungenerweise mit meiner Entscheidung beschäftigt sind, also hier mit den sterblichen Überresten. Das angeblich friedliche Lächeln auf dem Gesicht der Verstorbenen dürfte weit weniger häufig vorkommen, als man denkt, und weist außerdem nicht unbedingt auf einen Abschied vom gelungenen Leben hin, sondern es kann auch aus einer Erleichterung über den Abgang kommen. Gut, dass man nicht hellseherisch genug ist, es zu wissen, aber wissen kann man, dass jeder Tag und jede Minute darauf zu laufen. Und wenn man ein gutes Resultat des eigenen Handelns wünscht, muss man rechtzeitig bedenken, auf was es einem eigentlich ankommt. Man bringt ja mit sich selbst eine neue Variante ins Spiel, mit der man allerdings nicht punkten kann, denn nur man selbst hat sie ja zur Verfügung. Aber nur diese individuelle Verantwortung für meine Handlungen und Entscheidungen und ihre Resultate bringt mich in gelungene Verbindung mit Anderen, die Menschen sind wie ich, aber vollkommen andere Varianten spielen als ich gemäß ihrer Herkunft und persönlichen Weltwahrnehmung. Da Menschen immer und überall zusammentreffen, folgt man in der Weltgeschichte auch oft diesen Strömungen oder Zusammenballungen oder Bewegungen als einem gemeinsamen Tun, aber auch von Sokrates weiß man nicht, ob das, was Platon von ihm behauptet hat, tatsächlich so war. Und versteht vielleicht heute besser, warum Xantippe oft so genervt war, obwohl man keine Ahnung haben kann, wie es wirklich war. Ich kam mir auch häufig so einfach vor wie ein Schluck Wasser und beschrieb mich gerne mit diesem Bild, wobei mich das Kichern meiner Freunde rechtzeitig zur Vernunft gebracht hat. Die Vernunft kann zur notwendigen Erkenntnis führen und als Erweckungshammer dienen. Wie!?, alle Anderen sehen es anders als ich? Dieser erschreckte Ausbruch aus der eigenen Ignoranz kann tiefschürfend sein und unter besten Umständen einen Quantensprung bewirken. Wie, das wussten Sie nicht?

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