kümmern

Es kann eine sehr bemerkenswerte Erfahrung sein, sich um etwas kümmern zu müssen: um ein Tier, einen Menschen, sich selbst, eine Aufgabe. Kümmern ist meist mit einer Handlung verbunden, die die  Möglichkeit der Kummerbehebung beinhaltet, aber nicht unbedingt. Es geht mehr um die Verbundenheit, das mitfühlende Dabeisein, die Fähigkeit dazu. Das kann einen auch bei Nachrichten erwischen, für die man genug Interesse empfindet, sodass es einen zum Beispiel kümmern kann, dass Menschen aus Kabul unversehrt herauskommen, und es kann einen bekümmern, wenn etwas dabei schief geht. Bekümmern und zum Nachdenken anregen können einen auch Menschen, die wie bei der Flutkatastrophe wirklich alles verloren haben, und man daran erinnert wird, dass alles, was man für sicher hält, in Sekundenschnelle vorbei sein kann. So wichtig dieses Wissen auch ist, so kann man dennoch nicht täglich an die Nähe des Todes denken, obwohl es als Übung in vielen meditativen Praktiken empfohlen wird, eben um die vergängliche Natur des Ganzen immer wieder zu belichten. Heute  dachte ich im Kontext des genannten Wortes eher daran, dass mir auffällt, wie wenig ich mich um den sogenannten Wahlkampf kümmere, der ja immerhin in ein paar Tagen hierzulande stattfindet und einen Menschen an die Spitze dieses Landes katapultieren wird. Frau Merkel wird noch hier und da ein paar wohlgewählte Worte sprechen,dann ist die Ära Merkel endgültig vorbei und es wäre schön, wenn zumindest etwas neugieriges Funkeln auftauchen würde über die Nachfolge der Frau, die uns, was das Labyrinth und die Irrfahrten der Politik betrifft, ziemlich fachmännisch durchnavigiert hat. Und das weiß man auch aus Erfahrung, dass man einerseits froh sein kann, wenn etwas endgültig beendet ist, weil es Raum schafft für Neues, aber oft genug kommt auch die Wertschätzung für das Vergangene erst, wenn etwas wirklich totgefahren wurde und man nicht mehr auf dem FünfvorZwölf herumhämmert, sondern sich auf das Nachfolgende konzentrieren muss. Und es kann einen schon kümmern, dass man sich auf die Grünen  gerade nicht so freuen kann, aber Laschet macht’s einem auch nicht leicht, so menschlich man ihn einst fand, und dann Olaf Scholz. Gelernt hat man auch bei Angela Merkel, dass es an erotischem Flair in der Politik auch mal mangeln darf, wenn es mit erfreulicher Kompetenz ausgeglichen wird, und, das muss man Frau Merkel lassen, sie hatte Humor, eine ideale Kombination für erfolgreiches Handeln. Was kümmert’s mich? Nun ja, so illusorisch das Weltgefüge in der letzten Konsequenz des Denkens auch sein mag, so ist unsere persönliche Wahrnehmung davon jederzeit auch eine  Möglichkeit, eigene Tiefen auszuloten, um eventuell brachliegendem Kummer Wertschätzung zu geben und aufmersam zu schauen, ob man schon geeignet ist zur kompetenten, heißt hier: liebevollen Begleitung.

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