gaukeln


Gaukler
Man könnte, wenn man wollte, kurz mal wieder „alle“, also uns alle gerade Vorhandenen, in eine riesige Schublade stecken und behaupten, wir wären eigentlich alle, wenn auch zu unterschiedlichen Graden, am Gaukeln beteiligt, zumindest bis wir die Kraft und den Mut haben, die Gaukelei der Anderen oder aber die eigene sich selbst gegenüber zu durchschauen und in gewisser Weise zu akzeptieren, bevor es weitergeht. Gaukeln ist ja gewissermaßen eine Kunst und wird oft auf allen Ebenen bewusst eingesetzt. Ist also das bewusste oder unbewusste Sichwasvormachen, von dem man weiß, dass es „in Wirklichkeit“ ganz anders ist. Natürlich wäre es genau so eine Gaukelei zu sagen, dass alle Menschen gestört sind, auch wenn man bei genauerem Hinschauen zu der Auffassung gelangen kann, dass es wenig Ungestörte gibt,doch was heißt das schon? Gaukeln ist die Spielart des Illusionären. Man geht hinaus in die Welt und denkt, man weiß, was man sieht, aber man sieht es nur auf die eigene Weise, d.h. jeder einzelne Blickwinkel destabilisiert das vermeintliche Grundgerüst, von dem man gerne hätte, dass alles darauf ruht. Wahrscheinlich hat man nach vielen schmerzhaften Erfahrungen im menschlichen Miteinander die Instanz des Gottes oder  der Götter nach oben verpflanzt, wo man sich etwas Neues vorgaukeln kann, eine Art Unversehrbarkeit des Daseins. Und auch wenn sie mal ausrasten, diese Oberlinge, so richten sie es dennoch wieder aus, allerdings ziemlich oft nicht viel besser als thronbesessene Erdherrscher* innen, eben: mit Sternchen versehen und dann „innen“, denn gerne mal zur Abwechslung der Auftritt von den Gauklerinnen, mal sehen, was sie nach vorne ins Licht bringen. Die Gaukelei, also das freie Spiel der Atome, erzeugt leider auch oft ein Glashaus, auch Blase genannt, oder  Monade, wo zwar durch eine Spielart alles hereingeholt wird, das Ganze aber fensterlos ist, oder torlos, bis der letzte Zugang staubumhangen bleibt, weil er gar nicht als eine Möglichkeit wahrgenommen wurde. Gaukeln ist auch: Tote mit viel Tamtam betrauern, die man einem unnützen und unwürdigen Vorgehen geopfert hat, und nennt sie Helden, obwohl sie gar keine Wahl hatten. Wenn man keine Wahl hat und keine Optionen mehr offen sind, kann nur die Notlage selbst noch etwas bewirken. Eine Bewegung. Einen Ausweg. Aber eine Ausweg nicht wohin, sondern woraus. Wo raus? Die meisten Amerikaner wollten raus aus Afghanistan, aber wenn man so lange für etwas engagiert war, gibt es kein „friedvolles“ Rausgehen, außer man gaukelt sich weiterhin etwas vor, denn alles, was ich gedanklich ergreife, ist insofern Gaukelmaterie, dass es auch vollkommen anders sein könnte. Eines Tages kann sich einem der Unterschied zu erkennen geben: wie es scheint, und wie es wirklich ist. Wo setzt man an? An welchem Schalthebel möchte man sitzen, oder einfach hebeln lassen und entspannt entlang gehen? Melden Sie sich einfach an bei meinem radikalen Workshop:“Die Kunst des Gaukelns und ihre radikale Aushebelung.“ Natürlich ein Scherzlein, ich sag’s vorsichtshalber.

 


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