unterwegs

20161126_101409

Ich bin noch unterwegs und habe keine Bilder oder Vorstellungen darüber, was sich mir bei diesem Aufenthalt im viel bestaunten Indien diesmal enthüllen wird, denn die Vielfalt „ihrer“ (Bharat Mata!) Tradition ist atemberaubend, und obwohl man überall immer auf alles gefasst sein muss, muss man hier mit diesem Nichtgefasstsein permanent umgehen, man muss wach sein und es ist hilfreich zu wissen, wie es funktioniert, denn das Funktionsmittel ist das Fassungslose an sich. So war es kaum zu fassen, dass, als ich am Airport mit einigen Tausendern und Fünfhunderten in Rupien ankam, (froh, nicht gleich wechseln zu müssen), die Scheine nicht nur über Nacht wertlos waren, wie ich schon in Deutschland informiert worden war, sondern die Banken waren geschlossen, weil es keinen „Cash“ gab. Die Menschen kamen aus dem Flugzeug und hatten kein Geld zum Weitergehen, denn auch das Wechseln von Euros brauchte ja „neue“Rupien, die aber noch nicht schnell genug ankamen im riesigen Land, um ein Chaos zu verhindern. Narendra Modi, hier weitgehend als Halbgott deklariert, pushte sein Land über Nacht genau d i e 5 Minuten weiter, die uns vor zwölf noch geblieben waren. Jahrelang war es Fünf vor Zwölf gewesen, jetzt aber ein Gong! Ein bedrohliches Gemurmel im Underground, das zusammen mit dem Underground-Gemurmel des Westens und der Welt von Donald Trump etc einen dunklen Ton ergibt, der zB mit Humor erleichtert werden kann. Ich hatte zum Glück genug Kleingeld, um zu meinem alten Freund John. zu fahren, der in einer von ihm erschaffenen  Kunstwerkstatt Messing-Schöpfungen hervorbringt für 5Sterne Hotels, aber gleichzeitig auch Sadhu ist, eine Art Mönch, eben: wenn man es fassen will, entgleitet es einem immer wieder, denn es ist so, wie es ist, isn’t it? Als ich mein Geld dann spät am Abend doch auf dem Schwarzmarkt wechseln konnte mit 25% für den Dealer, da hatten wir schon ein Taxi gemietet, denn man konnte mit dem alten Geld noch Benzin kaufen. Sofort wurden neue Welten erschaffen, diesselben Gehirne wie vorher erschufen neue Profite, das erste Falschgeld ist  auf dem Markt entdeckt worden, kurz: Business as usual, höcht flexibel und gnadenlos korrupt.

Kurz nach Delhi fuhren wir in eine riesige Dreckwolke, die der Taxidriver  ruhig und gelassen und extrem sichtbehindert durchquerte… Ich fragte, was das denn sei. „Das ist Staub!“, war seine Antwort. Weiter nichts, eben indische Weisheit. Das ist Staub, was sonst, und wie wahr! Nur Staubwolke, weiter nichts.

Dann kamen wir an einen Ort unterwegs, wo er Cookies kaufte. Kurz danach, links und rechts dichter Dschungel, hielt er an und Hunderte von Affen kamen von allen Seiten auf uns zu.  8000 Affen hätten sie hier gezählt, erläuterte der Driver. Kleine, mit Gittern gesicherte Wägen hatten sich ringsherum niedergelassen mit Bananen, mit denen man füttern konnte. Leuchtendes Indien! Überall Lösung! Ich lehne mich zurück, bereits angefüllt mit Liebe und Geschichten, und lächle vor mich hin.

Ich brauche immer drei Tage irgendwo in einer Art Versteck, bis ich wieder „drin“ bin, bzw bevor ich wieder einfach draussen sein kann, oder bis das Drin und das Draussen wieder in angemessenem Dialog sind. Deshalb bin ich noch unterwegs und wohne bei einer indischen Freundin bis Sonntag und habe zwei Tage Welan.

***********************************************************

Das Bild ist von John’s Werkstatt in Delhi, die Sonne war gerade aufgegangen….


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert