Schatten

Dass gestern Freitag der Dreizehnte war, habe ich vor allem über amerikanische Medien erfahren, zumindest in seiner volksmundigen Bedeutung als Tag, über dem die Schatten besonders bemerkbar lauern, und sie taten es, was u.a. bedeutet, dass ich ein Klagelied hätte singen können, weil ich es auch gestern ziemlich dunkel, beziehungsweise ich mir verdunkelt vorkam. Manchmal, so denke ich jedenfalls, muss man sich bewusst in die Einsamkeit begeben, wenn man eine Klarheit erlangen will oder muss, und wo die Gedanken anderer zur Abwechslung mal gar nicht hilfreich sind, bis man entweder das zu Verstehende verstehen kann oder es eben nicht verstehen kann. Unermüdlich bewegen die Ameisen die winzigen Teile zum Baugelände, und tragen unermüdlich und fleißig bei zum Wasauchimmer. Auch war ich gestern schon verunsichert, ob ich unsere afghanischen Freunde anrufen sollte, um den Schmerz über ihre verlorene Heimat zu teilen. Mustafa, der Sohn dieser Familie, hatte uns mal einen Film über Afghanistan empfohlen, in dem u.a. gezeigt wurde, wie sich das schöne Land einst aufgeschlossen und modern zu entwickeln schien, als nach vielen grässlichen Kämpfen irrerweise die Taliban  als die Befreier gesehen wurden, bevor sie sich als die noch Grausameren entpuppten. Die jetzt das Land mit ihrem Scharia-Wahn besetzen, sodass man kaum wagt, an die Folgen zu denken, so gewiss sind die Schrecknisse, die diejenigen, die keine Möglichkeit zur Flucht haben, jetzt werden ertragen müssen. Menschen erheben oft genug ein Anrecht darauf, sich selbst zugrunde zu richten, so, als könnte das eine Form der Befreiung sein, und vielleicht kann auch Selbstzerstörung zu einem Erwachen zu sich selbst führen. Aber sobald ein anderer durch mein Verhalten Schaden erleidet, ist es angemessen, darüber nachzudenken. Und wie immer ist auf allen beteiligten Seiten jede/r allein mit seiner oder ihrer Story. Und wenn ein Land vom Irrsinn überrollt wird, dann ist es ratsam, ja, Konsequenzen zu ziehen, aber welche? Wenn ich mittendrin stecke und gar keine Möglichkeit mehr sehe, oder den Faden verloren habe, oder gar nicht für möglich gehalten hätte, dass es einmal so weit kommt. So, als hätte es gar keine Zeichen gegeben. So , als hat einfach die Kraft gefehlt zu sehen, wie die Dinge wirklich stehen, und dass es so, wie es endlich als „real“erkannt wird, nicht weitergehen kann oder darf oder muss. Das alles läuft ja auch noch neben der Pandemie her, mit der auch jetzt jeder allein ist, und mit den Feuern, und den Wassern, und den Gefühlen, und ihrer Abwesenheit. Und während das alles weiterhin erforscht und dokumentiert werden wird, tickt die Uhr, oder tickt auch sie gar nicht mehr richtig? Oder ist sie schon in Hiroshima stehen geblieben, für alle sichtbar. Vielleicht trägt die Zeit auch ein Ende  in sich, von dem keiner wusste, nur vielleicht ahnte, oder auch wusste, dass es sie gar nicht gibt, die Zeit, nur unter uns Menschen, klar, da spielt sie eine wichtige Rolle. Wir stehen vor den Spiegeln und möchten, dass ich das bin, was ich sehe. Dabei weiß ich doch, dass ich das gar nicht sein kann. Cocteau hat den Spiegel verflüssigt und so einen Eingang gefunden, oder war es ein Ausgang? Alles birgt sein ureigenes Geheimnis,, und so kann man auch im allertiefsten Schrecken ein Tor finden, zu sich. Das Ganze ist ja nicht kleinlich ausgerichtet.

Ach ja, am Freitag den Dreizehnten sollte gemäß der amerikanischen Verschwörungstheorien Donald Trump zurückkehren zum Präsidentenamt. Zum Glück war es nur bodenlose Dummheit. Das ist dunkel genug.


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