historisch

Noch vorgestern war ich bereit, über ein witziges Fluten-Video zu lachen und dachte, es hier zu zeigen. Doch dann habe ich bemerkt, dass es gar nicht so viel gibt, das zu etwas passt, was total aus den Fugen geraten ist, und wo man vor sich hinstarrend Mitfühlendes erfahren kann. Immer und überall und immer wieder dieser Alptraum des Menschen, aus dem eigenen Leben, was auch immer es sei, herausgeschleudert zu werden von Kräften, die nicht mehr zu kontrollieren sind. Und meist niemand, dem man erzählen kann, was eigentlich schön war dort im Verlorenen, das man s o  gar nicht bewusst erlebt hat. Oder die vielen Menschen, die (willentlich oder unwillentlich) alleine leben, ohne dass man was davon mitbekommt, und die dann auf einmal so abhängig sind von der Hilfsbereitschaft Anderer. Und wenn Tote und Vermisste einer Katastrophe hinzukommen, dann verändert sich das Maß des als „normal“ Empfundenen. Und je näher eine Katastrophe dem eigenen Lebensgebiet kommt, desto mehr flüstert einem die Schicksalsstimme zu, dass man diesmal Glück gehabt hat, aber dass unentwegt Unruhen und Turbulenzen ausbrechen und niemand sich vorstellen kann, wie es sich anfühlt, alles zu verlieren, was man selbst für wichtig hielt. „Historisch“ und „Katastrophe“ waren denn auch die Stichworte des Tages, und so mancher Philosoph, und sicherlich auch manche Philosophin, hat mit ungewissem Ausgang darüber nachgegrübelt, ob man Katastrophen schlechthin auf dem Lebens-und Leidensweg des Menschen als genau die Ereignisse sehen muss oder kann oder will, bei denen Menschen zumindest die Gelegenheit haben, über ihren persönlich definierten Schatten zu springen oder den Tellerrand zu verlassen oder die gemütliche Blase zu zerbrechen. Und man kann es nicht leugnen, dass viele zu Helden und Heldinnen werden, ohne je geahnt zu haben, dass so etwas für sie möglich ist. „Das sieht hier aus wie im Krieg“, meinte eine Frau, und in der Erfahrung des Resultates gibt es für sie nicht viel Unterschied. Gut in der Tat, dass es kein Krieg ist.  Aber trotzdem lauert hinter all dem oft der Mensch, dem das planetarische Ruder entglitten ist. In den Medien gab es auch eine positive Verbindung zu „historisch“, die ich zuerst auf angenehme Weise missverstanden habe, und zwar pries Biden (dear Joe)  Merkel (dear Angela) den „historischen Charakter“ ihres politischen Beitrages, während ich erst verstand, er lobe ihren historischen Charakter, also einen Charakter, der so selten in der Politik vorkommt, dass er historischen Wert hat. Dass das aus verschiedenen Gründen nicht weiter auffällt, liegt wohl daran, dass es eben dieser Charakter ist, dem das gelingt, mehr oder weniger unauffällig Großes zu leisten. Vielleicht hat sich Biden gar an Merkel ein Beispiel genommen, denn er hat einen ähnlichen Charakter und hat gerade etwas geleistet, was wirklich Aufmerksamkeit verdient. Er geht zum ersten Mal ernsthaft und massiv gegen die schändliche amerikanische Armut  vor allem der Kinder vor undsoweiter. Es ist ein Weg, der klar macht, dass durch eine gewisse Handhabung Dinge gelingen können. Auf solche Menschen sind alle Opfer einer Katastrophe angewiesen, nämlich wenn dazu Fähige und Bereitwillige aus ihren verborgenen Orten ins verdunkelte Licht einer Wirklichkeit treten, um oft genug zu LebensretterInnen zu werden

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