Sinn

Immer wieder musste oder konnte ich feststellen, dass der Begriff „Sinnsuche“ in meinem bisherigen Leben keine so vorrangige Bedeutung eingenommen hat. Ob das nun bedeutet, dass mir irgendwie alles sinnvoll genug vorkam oder vorkommt, um Sinn nicht auf die gedankliche Prioritätenliste zu setzen, oder vielleicht habe ich gar keinen Sinn erwartet, oder, geboren in höchst chaotischen, politischen Zusammenhängen, mich selbst kein Sinn erwartete und ich ihn insofern auch nicht vermisste. Ist man selbst denn ein Sinn? Und für wen und für was? Und ist hier ankommen  auf dem Planeten und mit den Bedingungen umgehen lernen an sich schon ein Sinn? Wer bestimmt ihn und wo ist er sichtbar. Außer man nennt ihn Sinn und sieht ihn auf einmal überall, denn alles macht in gewissen Kontexten für irgend jemanden einen Sinn. Verschwindet ein an etwas angehafteter Sinn, kann sich das Konstrukt, das ihn beinhaltet, nicht erhalten. Verschwunden ist er dann, der Sinn, und ward nicht mehr gesehen. Sinn ist also, was ich hineinlege. Was mich stört am Sinn ist, dass er meist begleitet wird von dem Wunsch, dass etwas dabei herauskommt, also tatsächlich nicht nur Sinn sucht, sondern auch Sinn macht. Und wer löst sich hier aus meinen Archiven und fällt bei mir ein? Es ist Joseph Beuys, dessen aufregend sinnloses Werk schon so manchen in zwanghaftes Deuten gebracht hat. Und da man selbst oft genug der Sucht unterliegt zu meinen, das Meiste sei erklärbar, so kann man bei Beuys sehr schön lernen, dass es (oft gnug) nicht so ist. Kein Mensch, und wahrscheinlich nicht einmal er selbst, kann wissen, wie es dazu kam, dass er, Beuys, eines Tages einem toten Hasen Kunst erklärt hat, und wie hochgekurbelt die Energien um ihn herum waren von all denen, die versuchten, darin einen Sinn zu erkennen. Aber wo soll er denn sein. Muss denn beim direkten Wirken der Sinn überhaupt immer dabei sein? (…und müssen Henne und Ei nicht auch mal getrennt sein…?) Dann wiederum ist ein Gefühl der Sinnlosigkeit sicherlich sehr bedrückend, weist aber andrerseits darauf hin, dass hier ein Sinn hineingelegt wurde, der offensichtlich gar nicht als solcher angelegt war. Welcher Sinn wäre angemessen, und an was und an wen und warum scheint hier das Maß so wichtig? Das schlechthin Ungewisse, durch das wir uns ständig bewegen, hat von sich aus keinen Sinn zu vergeben, wir können ihn aber hineinlegen, wenn wir ihn brauchen. Ansonsten ist alles, wie es ist, auch wenn man viele Jahre braucht, um das Ausmaß dieser Aussage zu verstehen. Dabei kann tatsächlich nichts anders sein, als es ist, ob es nun seinen Sinn verfolgt oder nicht. Ich denke, es ist wesentlich, dass es oder er oder sie bei sich ankommt. Keine Garantie!

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