Spielereien

Das Bild stammt von einem Laden-Café und der Inhalt war im Boden in einer verglasten Vertiefung eingelassen.  Links ein Draht, mit dem man das Ganze belichten kann. Sonst war im Laden alles Fair Trade, kunterbunt gemischtes Zeug in Körben. Auch die Pistolen sehen ganz harmlos aus, gleich zwei nebeneinander in hellen Tönen, denen man schon von Weitem ansieht, dass sie nicht töten können. Es sind Kinderspielsachen, denn jedes Kind, vermutet man, will früher oder später mal irgendwo hinschießen und freut sich, dass das Gegenüber umfällt. In dem einzigen Computerspiel, an dem ich mal teilnahm, musste ich mir als erstes eine Waffe besorgen. Nein, stimmt gar nicht, sondern ich konnte und musste mir einen Identitätsoutfit zusammenbasteln und erinnere mich, dass ich ziemlich happy war mit meiner Wahl. Es war in Delhi und ich spielte mit dem Sohn meiner Freundin und erhoffte mir davon einen Spalt zu seinem Seinsfeld hin, scheiterte aber bald kläglich an der Tatsache, dass ich mit dem Dolch, den ich als Waffe gewählt hatte, ein im Weg stehendes Einhorn vernichten sollte. Ich kam dem Jungen lächerlich vor mit meiner Weigerung und meiner Ahnung, was für Heldentaten ich wohl noch alles vollbringen würden müsse, sollte ich mich darauf einlassen. Man denkt gerne, man kann alles immer beenden, wenn man möchte, aber nein. Irgendwann gibt es kein Zurück mehr, und dann erst kommt es auf die Wahl an, die man getroffen hat, denn in dieser Wahl liegt die Kraft verborgen, die ich brauche, um durchzuhalten, wenn die Ereignisse ihren Lauf nehmen. Und die Frage, warum Pistolen für Kinder gemacht werden, scheint genauso albern wie die Aussage, Kinder schießen einfach gern mit Pistolen. „Das ist doch nur ein Spiel“, erklärte mir Jonathan. Das war mir nicht entgangen, und ich wollte wiederum von ihm wissen, ob er das Spiel von der Realität wirklich trennen kann, wenn die Handlung des Tötens im Spiel schon so viel Freude gemacht hat. Selbst das deutsche Haiku „Liebe ist der Verzicht auf Mord“ hilft nicht immer weiter, denn die Mordgelüste geistern locker durch die Sprache, und zum Glück hat man so weit, so gut, noch keinen umgelegt. Irgendwann wird es eher unwahrscheinlich. Die Töchter sollte man m.E. so früh wie möglich in die Ausbildung der Selbstverteidigung schicken, damit die Möglichkeiten sich erweitern können für Frauen, die Welt zu betreten, zu bereisen, zu erkunden undsoweiter. Statt einer Waffe vielleicht eher noch einen wachsamen Hund dabei, oder was einem noch so alles einfallen kann, um bei der Lebensgestaltung so wenig wie möglich durch unnötige Vorgänge gestört zu werden. (Was sind unnötige Vorgänge?) Ich schließe also diesen Gedanken ab mit der ziemlich unwesentlichen Tatsache, dass diese zwei Pistolen nicht zur Fair Trade Auslage gehören können, denn selbst als Spielzeug können sie nicht Fair Trade sein. Dann nehme ich noch wahr, dass heute Samstag ist und immer noch ziemlich heiß für diesen Monat, denn seit eintausendachthundert Jahren war es noch nie derart heiß gewesen. Und das mit der Maskenbefreiungsorgie war auch noch zu früh gegriffen. Eigentlich bewegen wir uns allein und miteinander oder gar nicht durch eine zähe, illusionäre Sommerlochgedankenpause im Prä-D- Varianten-Angst-Gehege  ohne die geringste Ahnung einer Weiterentwicklung. Deswegen ist es schon o.k., dass die Deutschen nochmal an den Ball rankommen, und wenn sie verlieren, na gut, und wenn sie gewinnen, auch gut.

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