Knistern

Video: M. Wassen
Die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit ist immens.  Man kann sich geistig in einen Wald begeben, der Teil eines epischen Vorgangs  (zum Beispiel der Ramayana) ist von etwas, von dem keiner weiß, wie und ob es tatsächlich war damals, aber das Laub kann man trotzdem riechen. Und dann sich andrerseits bewusst machen, dass wir, die Welteinheimischen, gerade einen ziemlich surrealen Tunnel durchqueren, dessen Licht sich noch nicht wirklich manifestiert hat. Oder hat es das schon. Die Straßen der Städte sind wie leergefegt, und uniformierte Einheiten überprüfen die Herumstreunenden auf dem Weg zum Irgendwohin oder von dort zurück. Auch in der Nacht zum jeweils neuen Jahr brennen die Drähte der Hilfstelefone, denn wer sich einsam fühlt, denkt vermutlich, dass es allen, die zusammen sind, besser geht, nur, weil da noch jemand anderes ist. Dann wiederum gibt es Tätigkeiten, für die Einsamkeit unbedingt wesentlich ist, denn es ist ja per se keine Folterkammer, sondern ein Reich mit großzügiger Ausstattung, in dem man sich d i e Bildung zukommen lassen kann, die den eigenen Anlagen entsprechen. Bis jetzt konnte auch die Frage nicht beantwortet werden, warum ausgerechnet dieser rastlose Viruswanderer einen derartigen Vollstau hatte hervorrufen können, und eine Statistik nach der anderen versiegte, ohne dass es weiter auffiel. Dunkel war’s, der Mond schien helle. Die Blickrichtungen wenden sich freiwillig oder aber zwanghaft neuen Gebieten zu. Jetzt kommt es vor allem darauf an, wie man das Konstrukt, in dem man sich bewegt, sieht. Wie man es sieht, und als was man es erkennt. Fühlt man sich rege beteiligt an dem  Entstandenen und kann mit den vorübergehenden Varianten schöpferisch umgehen. Oder kennt man die Menschen eigentlich gar nicht mehr, oder hat sie vielleicht nie gekannt, nur gedacht, man kennt sie. Es ist ja nicht so einfach, sich von dem eigenen Blick zu trennen, was heißt trennen, man läßt ihn mal ruhen und  schaut hin auf das, was da ist, und vielleicht sieht man da auf einmal etwas, was man vorher nicht gesehen hat, meist etwas Eigenes und Schönes, weil man es ohne den eigenen Blick hat da sein lassen. Auch bei diesen Festen oder kulturell geprägten Ritualen ist es sicherlich entspannender für alle Beteiligten, wenn nicht nur ungewisse Erwartungshaltungen rechtzeitig entdeckt und aufgelöst werden können, sondern man kann ja mal ganz neu schauen, wie so ein Vorgang sich aus sich selbst heraus gestaltet, also genau d a s möglich macht, was eben möglich ist unter den Gegebenheiten. Es war dann doch sehr unterhaltend durch all die Stunden, die ja immer lang sind und man sich entscheiden muss, ob man unbedingt um Mitternacht die neue Zahl einläuten muss oder darf oder kann. Da man alles machen kann, was man möchte, entscheidet man sich für das, was man möchte. So kommt alles mögliche Anregende zusammen und man hat wertvolle Zeit entspannt zusammen verbracht. Mein Lieblingsfeuerwerk, das mir zugesandt wurde, habe ich oben eingefügt. So ein zartes, lebendiges Knistern, eingebettet in transparente Ordnungen, wünsche ich mir und anderen. Das kann ja nicht schaden.

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