wenden

Die Jahreswende bringt auch immer unterschiedliche Konstrukte hervor, die man leicht für einigemeißelte Gesetze hält. Man darf es sozusagen nicht verpassen,  selbst bei der Kurve dabei zu sein, die da gemeinsam zelebriert wird. Die Kurve gibt es  ja gar nicht, aber im Kopf schon. Genau da, im Kopfinneren also, bereitet es sich zeremoniell vor, in das Ende des Jahres zu taumeln. Was war da? Wer war man da, als das alles noch da war? Man stürzt sich also in den zeitlosen Urgrund, den Strohhalm fest umklammernd in der Hand, bis man sich hingeworfen vorfindet an den Küsten des Neuen Jahres, zusammen mit einer Zahl in eine neue Ebene gerückt, wo es bald wieder zu ticken beginnt. Wohl denen, denen es gelungen ist, wenigstens ihren Schreibtisch ab-und wieder aufzuräumen, ein wunderbarer Vorgang, oder gar die überflüssigen Kleiderstücke herausgeangelt hat aus den Tiefen des Vergessens, zum Weitergeben als ein sich formell erneuernder Mensch. Einerseits gibt es den Willen zum Neusein, andrerseits den Wunsch zum Zurück. Da hat man ja auch meistens noch etwas zu regeln und herauszufinden, was nicht heißt, dass man nicht gleichzeitig bei sich sein kann. Aber zum Beispiel der Wunsch, das Ende der Pandemie möge uns alle in das Vorher zurückkatapultieren, wo alles war, wie es war, wird unerfüllt bleiben. Ganz sicher wird es anders sein, wie es der strukturelle Aufbau der Atome so auf sich hat, also auch hinter einem Danach wird es anders sein. Bezweifeln kann man auch nicht, dass das Virusgeschehen alle Gemüter in Bewegung gebracht hat. Leider ist es mit Ängsten belegt und für Freudesprünge ungeeignet, nicht, dass man dazu aufgelegt wäre, vieles ist einem auch vergangen. Uneingeschränkt kann einen des Menschen Wesen in Erstaunen und Verblüffung und Erschrecken und Grauen versetzen. Und unermüdlich wandert die Frage umher über des Menschen auffallenden Vernichtungswillen, der auf der anderen Seite die GegenspielerInnenkräfte hervorlockt. Und da, auf einmal, nähert sich die überscharfe Spitze eines Schwertes dem Mund, dem dadurch  Aussage entlockt wird Es geht hier nicht um Standpunkte oder Moralbegriffe, sondern um Klarheiten, da, wo man sie selbst wünscht, weil nur an der eigenen Quelle Klarheit vorgefunden werden kann, man weiß ja noch nicht mal, wie sie da hinkommt. Oder weiß man es doch. So widerstrebt man einerseits nicht der Möglichkeit weiter sich öffnender Portale in der inneren Architektur, aber vergißt auch nicht, dass jedes System und jedes Konstrukt den gleichen Gesetzmäßigkeiten unterliegt wie man selbst: man kommt, man bleibt eine Weile, dann geht man wieder. Dazwischen kann einiges geschehen, ja, eigentliches alles, was man sich vorstellen kann, denn die Vorstellungskraft allein ist schon ein Luxusgarten. Die Umsetzung unterliegt andere Bedingungen. Für vieles muss man geeignet sein, sonst wird das, was die einen als normal bezeichnen, für andere zur Hölle. Der Lockdown eignet sich vielleicht am besten für Fragen, die man für beantwortungsmöglich hält. Wer weiß schon vorher, was da alles für Antworten kommen, und was sie bewirken in anderen.

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