enttäuschen


Illusionszermalmung
Heute mal kein Bild, dachte es zuerst in mir (dann aber doch). Erst einmal die Korridore duchfegen, dort, wo die Weihnachtsbäume sich stapeln und die Kugelboxen. Oder hallo!, sind sie da wirklich vorhanden? Oder ein wohlwollendes Sicherinnernwollen an geöffnete Flügeltüren, hinter denen die Märchenwelten lauern, in denen Helden und Heldinnen das Zauberstück Leben zu meistern und zu bezwingen verstehen. Nicht wie hier, wo das nur durch einen Nadelstich Bezwingbare einen vor dem Drachen schützt, doch welcher Drache?, welches Schiff?, welche Richtung? Man kann sicherlich so einem Fest, das eingebettet ist in die vorherrschende Religion, nicht so leicht entkommen. In Indien habe ich einmal ein paar Jahre lang eine gute Lösung gefunden und habe die Tage vom 24. Dezember bis Neujahr ohne Kontakt nach außen verbracht und vorher meinen Bekanntenkreis gebeten, mich nicht zu kontaktieren. Morgens brachte mir jemand Chai, ansonsten war ich gut ausgerüstet. An Weihnachten strömten Foreigners herbei zum Feiern, das erschuf sehr bald die berühmten und berüchtigten Christmas Parties. Ob hier in den Häusern das Christentum tiefer kontempliert wird, weiß ich nicht, weil ich es mir nicht vorstellen kann. Immerhin gibt das verbleibende Gerüst eine wirksame Stütze, u.a. auch gegen die herabsinkende Glaubwürdigkeit gelebten Lebens. Zumindest verfremdet auch hier der Missbrauch den Blick, und ’nobody is perfect‘ ist nicht immer die erlösende Antwort, vor allem, wenn innere Verbindung nicht mehr gewährleistet ist. Ich selbst hatte mir vorgenommen, den Weg zum Fest mit Einlassen zu pflastern. Mal hier, mal dort einlassen und schauen, wie es ist, wenn es da ist. Denn unweigerlich kommt es heran, und man hat Glück, wenn man gelassen bleiben kann, nicht nur am Abend, sondern schon Tage vorher. Einerseits ist man allein, und andrerseits doch nicht. Je geringer die Erwartungshaltungen, desto gelungener kann sich das Feld potentiell gestalten. Man darf nur nicht versuchen, mit Anderen zu harmonisieren, sonst muss man mit Enttäuschungen rechnen. Etwas gänzlich Unerwartetes kann (wie stets) geschehen, und unwillkürlich denkt man ‚und ausgerechnet an Weihnachten‘, so, als hätte man da auf keinen Fall Zeit und keinen Kopf für solch eine lästige Störung. Dabei ist man ja nur der Akrobat einer kleinen Zirkusshow, vielleicht  ein Trapezkünstler oder eine Seiltänzerin, das Seil zum Zerreißen gespannt, nun der Salto mortale familiare hinter sich gebracht,  dann ganz überraschend die aufrechte Position wieder gefunden und erkannt, das Überleben zerbrechlich, aber möglich ist. Oder der Welt den Rücken kehren und sie entlauben von manch einem Blattwerk, das sie zuschüttet mit Deutungssucht. Wenn die Geschichten  der Deutung nicht mehr entfliehen können, dann kann man immer noch das Blatt für sich selbst wenden. Vieles wird auch nicht vorgeschrieben und braucht keinerlei zwanghafte Resonanz. Günstig ist, wenn man sich am Abend oder am nächsten Mortgen mit Freunden darüber austauschen kann. Dass eben d a s, was ist, einfach so ist, wie es ist. Die Vorstellungsweite der Handhabung ermöglicht einen enormen Freiraum. Und klar muss man das Abenteuer reflektieren. Wie soll man sonst sicher durch das Ungewisse ziehen.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert