lernfähig

Mir ist es ehrlich gesagt sowas von egal, ob der Mensch vom Affen abstammt oder von der Schildkröte oder von sich selbst, bei allem Verständnis für die Forschungsgelüste. Mir geht es nicht darum, das wäre naiv, diese Forschung infrage zu stellen, auch wenn ich es vor mir selbst immer mal wieder in eine Frage gestellt habe, denn auch mit dem klugen Schwein verbindet uns vieles. In Indien habe ich mich oft gefragt, wie das gehen soll, wenn kein Mensch davon weiß, dass vom Affen abgestammt wird, obwohl es da auch Evolutionstheorien gibt und der Mensch als letztes Resultat einer tierischen Kette gewürdigt wird, also wenn er es geschafft hat, Mensch zu werden. Nun gibt es eigentlich nur eine einzige Gerüchtekammer, in der alle Anwesenden alle anderen permanent beobachten, wie sie so sind als Mitmenschen und Mittäter und Mitgestalter, alles mit Sternchen* und ‚innen‘ dran, denn Frauen gestalten ja auch überall mit, obwohl sie oft schlechter dafür bezahlt werden, das hat sich so eingebürgert. Manchmal hilft es, sich zum Beispiel auf YouTube das Video eines Dialoges anzuschauen zwischen Hannah Arendt und Günter Gaus, wo man so ein vertrautes Gespür bekommt für das, was Menschsein sein kann, diese souveränen Aussagen aus dem Reich des eigenen Denkens, und auch der Interviewer ein kluger und besonnen formulierender Mann, der offensichtlich für seine Fähigkeiten bekannt war, sich einfühlen zu können und, von der Kameraführung her, nur vom Rücken sichtbar zu bleiben. Selbst das Rauchen der beiden erinnerte wieder an frühere Zeiten, wo noch nicht auf den Schachteln stand, dass man davon sterben wird. Denken und rauchen hatte immer etwas angenehm Verbundenes, und ich wette, dass die, die das noch unverblümt genießen konnten, nicht unbedingt daran gestorben sind. Aber wer weiß schon, warum vorzeitig jemand auf irgendeine Weise stirbt, auf die man dann hinweisen kann und so tun, als wäre der oder die Tote daran gestorben. Es gibt viele Arten von Totsein und hat sich doch herumgesprochen, dass der Mensch vor allem an sich selbst stirbt und an dem, was er antut, und an dem, was ihm angetan wird. Ja, in der Tierwelt kann man auch allerhand Tierisches beobachten. Es ist ja nicht wirklich klar entschieden worden, ob der Mensch nun schon seine ganz eigene Spezies geworden ist, oder wieviel Tier noch in ihm lebt. Er aber, das weiß auch keiner warum, ist belastet mit Bewusstsein, mit dem er oder sie umgehen und permanent entscheiden muss, was er aus dem, was er vorfindet, macht. Glanzvolle Zeiten und hohe Kulturen soll es auf der Erde immer wieder mal gegeben haben, bis man eines Tages hört, dass dort ebenfalls Sklaven durch den Tag gepeitscht wurden, damit andere ihre Visionen umsetzen können. Aber das schränkt nicht die großen Stunden ein, in denen auch immer wieder Menschen etwas von sich gezeigt haben, das man lernen möchte, wenn man kann, und durch die man versteht, auf was es ankommt bei diesem Durchgang, das Leben genannt. So kann man genauso gut sich mal Senator Sheldon Whitehouse in seiner brennenden Rede anschauen nach der politisch erzwungenen Nominierung von Amy Coney Barrett, wie er den ganzen Betrug auf menschlich erklärt. Da gibt es kein Ausweichen, denn obwohl sie rar ist, die Stimme der Wahrheit, so gibt es sie dennoch. Oft hat so eine Stimme das menschlich unvorstellbar Grausame und zutiefst Erschreckende erlebt, bevor sie wieder zu sich selbst zurückgekehrt ist und letztendlich doch Aussage machen musste über das, was offen sichtbar ist, auch wenn ein Kollektiv es verleugnet. Sie haben viele Ideen gehabt, sagt Hannah Arendt irgendwo im Interview über die Nazigemeinde. Und als sie dann doch noch über ihre Beziehung zu Jaspers spricht, meint sie, dass, wenn er sprach, es licht wurde. Wenn d a s keine schlichte und gehaltvolle Ehrung der Möglichkeiten des Menschseins ist!

 


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