streamen

Ständig verschwindet was und wird was neu erschaffen. Es sind oft die simplen Sätze, die einen erschüttern können, wenn man sie zulässt, ich meine offen lässt zu tieferen Einsichten, wo man doch selbst im Strom ständig verschwindet und neu erschaffen wird. Vor allem, wenn man lernt, es nicht immer Gewohnheit zu nennen, sondern sieht, dass dieser Strom, der alles beinhaltet und mit sich nimmt, die einzige Möglichkeit ist, eigene Anwesenheit zu erfahren. Deswegen kann es so ausschlaggebend sein,  w i e ich es erfahre, das eben, was man so leichthin das Leben nennt. Neulich durfte ich mich mal kurz (aber heftig) aufregen darüber, dass ein zweisprachiger Buchtitel mit dem ursprünglichen Titel ‚Depression and other magic tricks‘ (von Sabrina Benaim) vom Verlag mit ‚Das Leben und andere Zaubertricks‘ übersetzt wurde, das ist doch der Hammer, dass aus (offensichtlich) profitorientierten Gründen aus ‚Depression‘ ‚Leben‘ gemacht wird. Auch wenn man etwas versteht, kann man die Achtung für die Motivation verlieren. So eine totale, der absichtlichen Unschärfe gewidmeten Vergaukelung! Und man kann es auch einen Klacks nennen, wenn man z.B. einen Bericht sieht über baumwollpflückende Kinder, die ihr Leben von 6 Uhr früh bis abends für, wieviel war es doch gleich, einen Euro achtzig verplempern, obwohl sie lieber in der Schule wären, und auch ihre Mutter lieber hätte, dass sie in der Schule sind, aber was soll sie machen. Sie strömen auch so vorbei, die Berichte von Menschen, deren Leben s o nicht verlaufen dürfte, aber was heißt schon dürfte. Es darf ja. Und es ist schwer, aus dem Dargereichten Konsequenzen zu ziehen, soweit einem das möglich ist. Und das ist einem ja nur möglich, wenn man durch eine Berührung die Fassung verliert, oder die Festung, in der man sich zum Glück auch verschanzen kann, damit man nicht überrollt wird von den Handelsturbulenzen der Weltmächte. Wallstreet, sagte ein Sprecher von Wallstreet, liebt Trump. Im Himmel der Illusionen ist Trump beliebt, er kann hineinfüttern, was eigentlich gar nicht da ist, das wird da respektiert unter Bankern, denn so läuft doch die Sache. Sie läuft auf etlichen Ebenen im Leeren. Und auch die Leere ist ein Spezialgebiet, das der Weisheit wie dem grenzenlosen Zocken dienlich ist. Alles fließt und kann oft genug schwer erfasst werden. Vor allem da, wo es nicht aufruft zum Lupenblick, zum näheren Hinschauen reizt, zu weiterem Erwachen ermuntert, und immer wieder zu der Frage, was das alles mit meinem eigenen Geist macht. Denn der strömt auch dahin und lebt vom Gefüttertwerden mit allen Konsequenzen, die entstehen, wenn man es für möglich hält, dass man tatsächlich i s t, was man in sich hinein nimmt: die Nahrung, die zu dem wird, was wir sind. Bis hinab, oder ist es eher hinauf, oder beides zugleich, zur subatomaren Ebene also, wo alles Hereingenommene eine direkte Wirkung hat auf mich selbst und dadurch auch auf die Anderen und auf das Andere, das da ist. Auch durch die Oasen und die Friedensfelder der Welt läuft ein Zittern, wenn klar wird, wie ungemein zart das Ganze ist und so vergänglich und schmerzhaft und auch so kostbar und schön, kein Zweifel.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.