möglich

Nachdem ich die Zeitverschiebung zwischen hier und Amerika nochmal gescheckt hatte, bin ich prompt um 3 Uhr nachts aufgewacht und konnte es nicht verhindern, dass meine Finger nach dem bereits zu diesem Zweck daliegenden Smartphone griffen, um die Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden in Direktzeit mitzubekommen. Was will man da sehen, und nun muss ich offensichtlich zum Ich switchen, denn was will ich denn da sehen. Klar, es betrifft die ganze Welt mit einer immensen Wirkung, und es wäre zuerst mal eine große Erleichterung, Joe Biden gewinnen zu sehen, der sich tapfer schlägt. Denn der Gott Kairos hat ihn geküsst, so unumstößlich präzise war der Punkt gekommen, wo selbst eine kritische Masse der  Unentschlossensten zwischen den beiden extrem unterschiedlichen Persönlichkeiten bemerkte, welchen Grad an Verlogenheit das ganze Spiel erreicht hatte. Lügen ist in der Tat ein hochinteressantes Thema, vor allem für einen selbst, denn der Grad des Bewusstseins, mit dem man eigenes Lügen wahrnehmen kann, macht einen  Unterschied. Das zwergenhafte Frohlocken beim Unterhaltungsprogramm von Trumps Dummheit ist längst erloschen, ein kurz beachtetes Buch nach dem anderen über sein narzisstisches Walten und Schalten ist über die Bühne gegangen ohne viel Echo, man konnte es einfach nicht mehr steigern. Seine Nichte, die noch mehr Geheimnisse über den Mann wusste direkt aus Kindheit und Familienkreis, ach echt jetzt, er war schon immer so, der Vater als entlarvter Täter. Aber was hilft’s, wenn zu viele wollen, dass jemand, dessen Worte und Taten nicht glaubwürdig genug waren, endlich von der Bühne verschwindet und den Nächsten das ungeheuer diffizile Lenken des Staates versuchen lässt. Was sind das für Menschen, die sich so einem Job gewachsen fühlen, wenn es nicht nur die pure Machtlust ist. Auch Frau Merkel kann Macht, die nicht gut funktioniert ohne Führungsqualität, und in der Politik geht es nun mal um das Navigieren der verfügbaren Macht, wünschenswerterweise in eine Richtung, in der der Wille zur Schadensbegrenzung ein wesentlicher Teil ist, auch wenn Schaden in der Politik kaum zu vermeiden ist. Wann merkt ein Mensch, dass d a s, in was er sich eingelassen hat, s o nicht mehr tragbar ist, und durch was wird es untragbar. Wann und wie fing das an um Hitler herum, dass vorsichtige Augen merkten, dass andere Geister auch so ähnlich dachten wie sie. Wie wahnsinnig muss ihnen da Hitler bereits vorgekommen sein, ein Irrer, dem das Wohl irgendeines Menschen sowas von egal war. Das fiel auch an Trump unangenehm auf, dass er zu keiner menschlichen Regung in der Lage war, er kennt sie gar nicht, diese Regung, das ist ungeheuerlich und etwas, das einem Angst machen kann. Eben das Ausmaß des Wahnsinns, das sich in Gesellschaften manifestieren kann, ohne dass es jemandem gelingt, so mit der Wahrheit in Schrecken zu versetzen, dass Bewegung aus finsteren Zuständen überhaupt noch möglich ist. Interessant sind eigentlich die Kommentare, wo man sich etwas wohler fühlt in den teilweise intelligenten Debatten, bei denen Menschen verstanden haben, dass an diesem Punkt in der Geschichte etwas geschehen muss, und das ist Trumps Abgang, komme, was wolle. Eine Verschnaufpause, die nicht lange dauern wird, bevor die erdrückende Last sich auf die Schultern der neuen Mannschaft legt. Und gute Fahrt mit Kamala Harris (und Nancy Pelosi etc.) ! Man sieht Gene Roddenberry auf einer seiner Welten herumsitzen und neue Rollen verteilen. Das wiederum spielt meinem Kinderwunsch zu, einmal da draußen in der großen weiten Welt den menschlichen Ton durchdringen zu hören, um den man in sich selbst innen gerungen hat und weiß, wovon man redet, wenn man sagt, dass das nicht leicht ist. Aber es ist auch nicht unmöglich.

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