Tonarm


Schildkröte verschlingt Teile des Weltalls

Man kann höchstens (meist sinnlos) hoffen, dass der eigene Humor nicht (zu sehr)  missverstanden wird, aber natürlich gibt es auch hier weder Rezept noch Garantie. Der Humor, ob nun wahrgenommen oder nicht, braucht immer den Schluck, nein, Wahrheit sagen wir lieber nicht, vielleicht eher Klarheit, also das Samenkorn, das einem zum Lachen bringt. So weiß ich  aus meinen vielen Aufenthalten in Indien, dass uns e i n e Variante vermittelt wird, nämlich, dass die Schildkröte die Welt trägt. In diesem lockeren Sinne könnte sie nun einfach keine Lust mehr haben, die Welt herumzutragen, und schüttelt mal kräftig, und zack!, kann sie wieder ihres Weges gehen. Wer will schon, dass die Welt einem ständig auf dem Schutzschild herumtrampelt. Und nicht jede/r hat das Zeug zum Gottessohn oder der Gottestochter, und wenn Himmel und Unterwelt mit welchen Methoden auch immer ausgekehrt sind, kann man immer noch nachgrübeln, was dann zu tun ist. Ich finde zyklisches Denken logisch, die Tage, die Nächte, die Jahreszeiten. Etwas muss untergehen, bevor es wieder aufgeht. So könnte es ja auch mit der Menschengeschichte sein, eben dass genau d a, wo es aussieht wie ein Untergang, der Aufgang schon aktiviert ist, und weiter geht’s in die nächste Runde. Das linear praktizierte, westliche Denken hat auf jeden Fall eigene Stärken. Es kann sich grüblerisch oder messerscharf in etwas hineinsenken und darin herumschauen, bis es ein weiteres Buch als Beweismittel des Verstandenen ausspuckt, und dann das nächste. Das hört ja nimmer auf, denn es mangelt gar nicht nicht an Beweisführung, sondern an angemessener Umsetzung. Noch hat es keine Weltformel in die Weltdiplomatierunde geschafft, wo Virologen und Mullahs und Bergsteiger gleichzeitig nicken. Auch könnte die Ost-West Synthese (z.B.). durchaus hilfreich sein. Hier wäre der lineare Intellekt wie der Tonarm eines Grammophons. Er wäre der Arm, nicht die Platte. Aber natürlich kann der Inhalt der Platte nicht hervorgelockt werden ohne die Präzision der Nadel, und so wird durch Einseitigkeit mancher Klang gar nie gehört, was soll man machen. Man soll machen, was man kann, und dann noch ein bisschen darüber hinaus. Und wer noch nicht weiß, was er oder sie kann, das macht gar nichts, denn es merkt ja kein anderer, sondern nur man selbst kann sich damit beschäftigen. Wie man die eigene Welt bevölkert, und ob man einen Weltschöpfer braucht, der dem Ganzen einen nachvollziehbaren Odem einhaucht und wieder episch aushaucht als Orientierungshilfe. Wenn ich mal vor den Kurznachrichten so einen Priester bei seinem Glauben erwische, kann ich schon staunen, wie unverrückbar sicher er ist, dass Gott ihm hilft auf all seinen Wegen. Nietzsche soll einmal gesagt haben, dass dafür, dass die Christen einen Erlöser hatten, sie doch ziemlich unerlöst wirken. Das ist auch so eine Art von Humor mit einem Samenkorn drin. Zur Kultivierung des Staunens dient das alles sehr schön. Und schließlich hat man es gehört, dass der Dauerregen eigentlich noch bis Weihnachten durchhalten sollte, damit das kostbare Nass durch die Erdschichten dringt nach all der Trockenheit. Und nun hat sich auch noch die Schildkröte von der Welt befreit!

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