wegen Corona

‚Wegen Corona’…kein schönes Mantra, obwohl ‚Corona‘ an sich ein wohlklingendes Wort ist, aber hier ist es eins, das uns mit gewissen Beklemmungen begleiten wird und immer wieder daran erinnern, dass wir uns in einer gigantischen Maskierungsinszenierung bewegen, die nicht wirklich überschaubar ist.  Ich werde meinen ersten westlichen Winter seit vielen Jahren erleben, denn Indien stellt wegen steigender Infektionszahlen kein Visa mehr aus für Nicht-Einheimische, und wer will schon dort betrachtet werden als potentielle Viren-HereinschleuserInnen. Ja, ich dachte daran, mich langsam auf eine Verabschiedung von dem Indien von Einst einzustellen, das hat mehrere Gründe, aber doch nicht sowas, wo man gar nicht mehr rein darf, und wenn man drin wäre, gar nicht mehr herauskäme. Wegen Corona. Ja, ich weiß, dass Menschen sterben, und dass sie trotz Vorkrankheiten nicht sterben müssen sollten, wegen Corona. Trotz aller Vernunftsbereitschaft kann einen eine Art kurzer Schauder erfassen, immer mal wieder, wenn man bedenkt, wenn sich das wegen Mangel an Alternativen einbürgern würde, die Menschen vielleicht noch ein Jahr mit halb bekleideten Gesichtern zu sehen. Ich denke wieder an die praktische Handtaschen-Burka, die man sich gegen Aerosole kurz überstreifen könnte für die eher schnellen Besorgnisse bzw Besorgungen des Alltags. Nie war ich froher, mir ein Leben gestaltet zu haben, das mir ermöglicht, wenig draußen sein zu müssen, wenn ich das selbst nicht wünsche. Mein Kreativfeld hat sich mühelos als mir entsprechend erwiesen. Keine hohe Instanz mehr, der man danken könnte, aber Dankbarkeit großzügig in den offenen Raum gestreut ist jederzeit möglich. Und immerhin kann man den Lappen ja auch öfters herunternehmen, wenn man irgendwo ist oder arbeitet, wo die Sachen geklärt werden. So viel mühselige Klärungen wegen Corona, meine Güte. Wegen den aufwendigen Maßnahmenmarathonen kommt so mancher Patient zu kurz, höre ich. Wenn man an sich selbst zu merken beginnt, dass die Lust, sich häufig eine Meinung zu bilden, langsam aber stetig nachlässt, kann das in der ersten Entzugsphase schon mal als Langeweile rüberkommen. Aber man muss bedenken, dass überall, wo eine Meinung entfällt, Freiraum entsteht, das heißt: Energie. Gegen das Ermüden hilft auch die freiwillige Aufregung. Das ist ja nicht wenig, über was man sich aufregen kann, ja echt jetzt, und das alles wegen Corona. Man traut sich ja kaum mehr, ein Bild zu pinseln, auf dem jemand erscheint, der oder die ohne Maske ist. Beim Pinseln hat es wiederum seinen eigenen Reiz, denn man kann die stets vorhandene Maskerade der Weltbevölkerung als Anregung nehmen. Denn man hat ja erlebt, wie wenig die Maske das Verborgene verbirgt. Erstaunlicherweise bringt die Maskierung das Verborgene eher hervor. Aber es ist auch wahr, dass nichts verborgen bleibt, egal, welche Art von Maske eine/r trägt. Ich will auch nicht, dass jemand hinter mein Make-up schauen will, ob da noch eine andere lebt, die man dadurch entlarven könnte, nein. Ich zeige mich freiwillig, wenn die Stunde es ermöglicht. Das ist ja immer ein Luxus, wenn man an einer Atmosphärenzeugung beteiligt war  oder ist, die einem selbst und den anderen Anwesenden ermöglicht zu sein, wer sie sind. Und wer sind wir denn, mit oder ohne Maske, und nicht nur wegen Corona.

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