Orgien

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Aha! Öffnungsdiskussionsorgien! Ein Wort, das man nur auf Deutsch  so zusammenfügen kann und aus dem Mund der Kanzlerin auf mich eher humorvoll wirkt. Wenn wir schon kontrovers zugedröhnt werden, kann man sich das distanzierte Gefecht nur vorstellen, wer wo aus welchen Abgründen und Motivationen und Positionen heraus alles wieder geöffnet haben möchte. Langsam ahnt man weit über das Virus hinaus, was für ein Ausmaß das für alles und jeden haben wird. Am Virus-Kompass wird die Welt gemessen und gemessen werden. Da man den Chinesen gerne alles Mögliche zutraut, weiß man wohl nie genau das Datum des Virus Eintritts in das Licht oder besser das Dunkel der Öffentlichkeit, aber so ungefähr schon, sodass es eines einstigen Tages den Enkeln, sofern man welche hat, erzählt werden kann, wie und wann der kleine Schleicher sich in die Welt hineinversetzte und Anlass der auswüchsigsten Meinungsorgien, danke Frau Merkel, wurde. Wenn auf einmal alle sprechen und schreiben und Denkgespinste an die Wand malen, fällt dem täglich Praktizierenden leicht der Griffel aus der Hand, und er oder sie ist froh, dass es keine Ölquelle ist, aus der man seinen Lebenserhalt speist, denn ja, jeder hochangelegte Schatz kann einmal an Wert verlieren…plötzlich…über Nacht. Dann fiel mir auch so nebenher auf, dass die Zeit der ruhigen Verkehrsansagen (es liegen keine Meldungen vor) vorbei ist und nun tote Rehe auf den Straßen liegen. Das kann doch nicht immer dasselbe Reh sein, dachte ich beim fünften Mal, aber nein, täglich ein neues, totes Reh. (Rehtötungsorgien) Vielleicht hatten die sich auch an eine freie Fahrbahn gewöhnt und wurden kalt erwischt. Staus gab es auch wieder, und brennende Autos. Daran erkennt man das alte Normal, aber nicht nur daran. In Amerika protestiert Donald Trumps Schafherde gegen die „Virus-Lüge“. Sie wollen wieder raus aus den Häusern, das kann man nachvollziehen. Auch der Gläubigste kann nicht den ganzen Tag fernsehen und sich dabei an Frustnaschnahrungsorgien gütlich tun. Aber was geht’s mich an, oder besser: was genau geht mich tatsächlich an. Geschult in der Einsamkeit des Sehens und des stillen Sitzens möchte ich mir auf jeden Fall Zugang erhalten nach innen und nach außen, damit man die neuen Tore ausloten kann: wo muss man noch durch, und wo kann man die gesammelten Rätseleien hinter sich lassen und den Grashalm als Mentor nehmen oder die überraschende Fülle der Tulpenblüte. Auch trifft an all dem Guttun, das gerade in der Welt Erfolge feiert, herzlich wenig auf mich zu. Und doch läuft auch meine Arbeit weiter, auch wenn ich nicht bezahlt werde, ich meine: speziell für das, was ich kann. Und wer soll mich bezahlen können, wenn ich nicht freiwillig in die Leistungsorgie einsteige. Vielleicht ist es das Wort ‚Orgie‘, das die Aufgebrachten so gestört hat aus dem als bieder geltenden Mund der Kanzlerin. Aber man kann es ja aus der undistanzierten Welt der Körper herausnehmen, wo gerade einige Lücken sich gebildet haben und es, das Wort, auf Frühlingsmaßnahmen ausdehnen: Kirschblütenorgien zum Bespiel. Nicht, dass man das Wort wirklich braucht, nur mal spielerisch damit umgehen, solange spielerisch noch möglich ist. Das hat noch keinem geschadet. Würde man allerdings in einer Diskussionsrunde sitzen, müsste das Wort, wie alle Worte, die man für selbstverständlich hält, definiert werden, damit auch hier schadensbringende Missverständnisse vermieden werden können.
Ja, nun heißt es Abschied nehmen vom Dampfer und den Workshopekstasen. Die WorkshopteilnehmerInnen möchten noch einmal gemeinsam im Raum etwas Schöpferisches gestalten. Man einigt sich auf das Basteln einer Ekstase.

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