nachwehen

Wir sind alle, wie die Kuh, noch mit den Gaben von gestern beschäftigt, oder erholen uns davon, denn das ging ja einfach so weiter. Meine indische (so von mir genannte) Tochter kam angereist, und als uns der Sohn des Hauses, der das halbe Dorf versorgte, ein Schlückchen Cannabistrunk anbot, sagten wir nicht nein, denn es soll das ursprüngliche Soma sein, das kann man dann besser verstehen. Es wird auch in manchen Tempeln in dieser verdünnten Form gereicht. Dann gab es den Götterumzug mit Maschinen, die Blumen durch lange Rohre jagten, die auf alle niederregneten, sodass der ganze Bazaar einen Blumenteppich hatte. Die Phallusverehrung in den Tempeln lief den ganzen Tag, das ist ja nicht wirklich was Neues, nur hier offensichtlicher. Es ist ja nicht so, dass es auch einen wilden Feiertag gibt, wo die Yoni mit Milch, Honig und Butter angehimmelt wird, nein, man vergisst eher, dass sie da ist, deswegen wollen vielleicht einige Künstlerinnnen das jetzt ändern. Immerhin hat das Prinzip Shiva einen Aspekt, der Ardhanaishvara heißt und gleichermaßen aus beiden Geschlechtern besteht, wovon man sich nicht wirklich eine Scheibe abschneiden kann. Gut, ich habe dann bei meinem Rundgang einen Brahmanen beim intensiven Herumzupfen auf einem kleinen Fleck Erde beobachtet und erkundet, was er da so macht. Er brachte ein Sträußchen kleiner, frischer Grashalme und erklärte mir, dass vor allem die Frauen der Götter diese Gräschen lieben. Warum, frage ich. Seine Geste wird weit und ungenau. Weil ihr Leben dann…er zögerte…interessant wird, sagte er dann, und das kann man ungehemmt wünschen. Bei dieser Gelegenheit habe ich erfahren, dass Ganesh, der Elefantengott, auch verheiratet ist, und zwar mit zwei Frauen, Siddhi und Riddhi, die mögen wohl auch gerne das Gras. Weil dann die Augen der Erzähler derart leuchten, kann man es einfach als eine Geschichte aufnehmen, denn es ist ja nicht wirklich möglich, sich zu fragen, wie das alles möglich ist. Ist Christus wirklich nach Kaschmir gekommen und dort zu Krishna geworden, und war Hitler wirklich mal in Lucknow. Wenn jemand ernsthaft nachforscht, kann vieles erklärt werden, aber ist das, was erklärt werden kann wirklich das, was es ist. Das Gras, meinte der Priester geheimnisvoll, sei unglaublich wichtig, da will ich doch nicht mit etwas noch Wichtigerem aufwarten. Nein! Es ist das Lächeln, das alles in eine lebendige Logik führt, nicht der Beweis. So kann Shiva weiterhin Totenköpfe in das Opferfeuer von Brahma hineinwerfen, was als notwendiger Störfaktor gekennzeichnet wird, oder er versinkt weiterhin im fernen Kailash im Yoga, oder er verwandelt für seine  Begleiterin die ganze Gegend ins Weibliche, wer hört nicht gern sowas. Und selbst wenn ich einen Zauberstab hätte, würde ich ungern all diese Manifestationen ungern wegzaubern. Wer könnte so viel Leid verantworten und mittragen!?

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