Sunny

  1.  
Der Samstag zeichnet sich hier dadurch aus, dass der Bazaar fast aus den Nähten platzt mit durchpilgernden, indischen Familien aus der rasant anwachsenden Middle Class, die alle ausnahmslos ein Smartphone in der Hand halten, um das vorüberziehende Leben, wie es halt so erscheint, festzuhalten. Sie sind auch gut ausgerüstet mit externen Festplatten, um die unüberschaubare Fülle der Selfies unterzubringen. Dann ist natürlich Verehrung des schwarzen Steines, dort fließt das Öl in Strömen. Man sieht oben in den Bildern einmal die Spenden-Box des schwarzen Gottes und eine der Ölgefäße, die den ganzen Tag lang brennen, einer Art heiligem Verdauungssystem all der Wünsche, die dort hingetragen werden. Es lohnt sich schon, samstags mal vorbeizugehen, denn das Schwarz des Tempel -Podiums ist so tief, dass alle Blumen darauf zum Leuchten kommen. Man bringt vor allem Hibiskusblüten und versteht dadurch die Erotik des Spiels, ohne die es nicht funktionieren würde, beziehungsweise sie, die Anbetung, käme ohne Blüten und Öl nicht in Schwung. Das alles sind geheimnisvolle Vorgänge, bei denen eine gewisse Bewusstseinsförderung nicht vonnöten ist, es wird eher auf die Qualität der Hingabe geachtet. Man kann da sehr schöne Aspekte der indischen Seelenhaltung wahrnehmen, die uns Westlern verschlossen sind, und alles Kopieren dieser Gesten wirkt eher peinlich. Es hat die Fremden in Indien schon immer ergriffen, wieviel Einfaches und Schönes möglich ist unter Menschen und Göttern, aber meist hat es nicht gereicht bei uns und ist in den Handlungen stecken geblieben. Nicht gereicht für den Punkt, auf den das alles hindeutet, bis auch der sich auflöst im Nichts. Zu fürchten sind ja letztendlich nur die Vorgaukeleien, so als wäre da jemand, der gar nicht da ist. Deswegen hilft es nichts, wenn man den Weg zu Shani und den Göttern kennt, denn es heißt doch nur, dass man den Weg zu sich selbst noch nicht kennt. Ein paar Schritte weiter vom Dunkelfeld kommt man an Krishna vorbei, den alle lieben. Am Gitter um seinen Tempel herum hängen eine Menge kleiner Kleidchen aus teurem Material, die dem Marmorgott gehören und der jeden Tag hübsch angezogen wird. So ist das, und die wärmende Sonne tut gut im Vorübergehen am Unmaß der Widersprüche. Ich laufe zur Zeit rückwärts, so oft ich kann. Das soll gut sein für die Muskulatur, meinte mein Hausbesitzer, und als ich es ausprobiert habe, fand ich es erstaunlich angenehm. Schließlich ist Samstag, und alles offen wie immer.

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