gesetzlich

Ein Strang des kollektiven Gedankengebildes in Indien geht gerade zu den immer noch nicht Hängenden, von denen ich nun auch gerechterweise nochmal berichtigen muss, dass sie es geschafft haben, nach dem 1. Februar, ihrem Hängetermin, immer noch zu leben und nun ein juristischer Streit ausgebrochen ist über sehr unklare Rechte bei eindeutigem Unrecht. Vielmehr nutzen die vier Täter der schrecklichen Nacht ihre zum Vorschein kommenden Möglichkeiten, offensichtlich, um Lebenszeit zu gewinnen und am bereits zerbrochenen Strohhalm einer Begnadigung die letzten Tropfen der Hoffnung zu nähren.  Die Mutter des Opfers weinte mehrmals ob des nicht enden wollenden Vorgangs. Eine Frau, Advokatin, setzte sich für die Verurteilten ein. Wir nehmen hier menschliches Leben, meinte sie, und dass jeder das Recht hätte, seine Möglichkeiten auszuschöpfen. Sie schöpfen also weiter, während neue Gesetze gebastelt werden, die solche Vorkommnisse besser lösen. Dieser Fall aber, der „Nirbaya-Fall“, war eines der wichtigsten Ereignisse dieses Landes und ist bereits in die kollektive Geschichte des Grauens eingegangen. Es gab ein Erwachen und ein geradezu episches Erkennen, dass wir in d e m Zeitalter angekommen sind, von dem die Seher sagten, sie könnten sich nicht vorstellen, in so einer Welt zu leben. Wir leben aber darin, und es gibt Momente, da schaue ich wie fast beschämt auf den verhältnismäßig stillen und friedlichen Glanz meines Lebens, auf den Reichtum der Freundschaft, auf die Freude der Begegnungen, die ich erlebe, auf eine, ja, selbst konstruierte Lebensweise, durch die das Vertrauen fließt, dass trotzdem Gutes erzeugt werden kann. Ein schöpferischer Beitrag zum Lebensprozess herzlich hineingegeben: was sollte weiteres von uns verlangt sein, selbst wenn es einen Gott gäbe, oder gibt, oder würde. Es ist ja auch nicht so, dass die Seher und Seherinnen gesagt hätten, es wäre nur Finsternis in diesem Zeitalter. Sie brauchten auch letztendlich gar nichts sagen, denn da balanciert sich ja stetig wie selbstständig etwas aus, was man auch gerne eine absolute Gerechtigkeit nennen könnte. Denn auch wenn dem schnellen Auge das Dunkel zu überwiegen scheint, so gewinnt doch gerade dadurch der Zugang zum Licht an Intensität. Ist es doch die Finsternis, in der das Licht sichtbar wird, auch wenn es erst geboren werden muss, damit man am Ende des Tunnels für sich selbst sichtbar wird. Wenn man das möchte. Die damals Sehenden haben uns also wissen lassen, dass ja, die Dämonen unterwegs sein werden, um ihr unvorstellbares Unheil zu treiben, aber dass der Weg zum Kern des Wesens einfacher sein wird. Wenn man das möchte und bereit ist für die Wunder des Tanzes der unbeirrbar sich webenden Muster.

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