Weg


Am Fensterrahmen der Traumfabrik vorbeidüsende Aliens…

 

Es ist ja mühsam genug, in der eigenen Kultur und Gesellschaft die politischen Machenschaften einigermaßen für sich aussortieren zu können, und so kennt man oft nur Wenige im Umkreis, die sich als poltisch „engagiert“ zeigen, auch wenn gerne diskutiert wird darüber. Aber dann hat man schmerzhaft gelernt, dass das doch alles sehr nahe miteinander verbunden ist, die Gedankenwelt der landesführenden Persönlichkeiten, und wir, das Volk mit unseren verschiedenen Gedanken. Dann gibt es auch die politische Aufwachstunde, wenn überraschende Richtungen und Wendungen sich zeigen. In so einer Situation sind wir gerade (auch) in Indien. Ich sitze einem Arzt gegenüber, der mir unverhohlen erklärt, alle Muslime müssten raus aus Indien, Hindus seien friedfertig, Muslime alles Mörder und Vergewaltiger. Ich hebe noch zu ein paar Gegenargumenten an, aber der Mann ist in Fahrt, er ist sich seines Denkens bombensicher. Das kommt ja nicht aus der Jetztzeit, sondern sowas kommt von lange genährten, unterschwellig arbeitenden Einstellungen, die ihre Wurzeln dort haben, wo keiner hinschauen will. Nun finde ich interessant, dass ich Indien am Anfang meines Aufenthaltes tatsächlich als eine erstaunliche Einheit erfahren habe. Auch gab es nie Stress mit der naheliegenden Stadt mit einer berühmten Moschee und einer hohen Anzahl an Muslimen. Die bestehenden Ordnungen wirkten noch wie ein großes, dehnbares Netz, in dem sich alle ganz gut zurechtfinden konnten, wenigstens vom Öffentlichen her gesehen. Und auf einmal ist das Land vollkommen gespalten. Gestern habe ich mir nicht mehr die Mühe gemacht, die Artikel über die neuen, sich überall hin ausbreitenden Unruhen durchzutüfteln, denn es war klar, dass es hier gar nicht mehr um das neue Gesetz selbst geht, sondern dass gerade die Tatsache, dass es keiner wirklich versteht,  dafür dient, lange innegehaltenen Groll und Hass und Ärger auf vieles, ja so vieles, endlich hinauszutragen auf die Straßen, wo sehr schnell Pflastersteine locker werden. Es gibt auch ein Bild, auf dem man sieht, wie Polizisten den Protestierenden Pflastersteine reichen, und wer weiß schon in solchen unseligen Ausbrüchen, wer da alles von hinten das Feuer schürt. Bald sind Wahlen, und das Volk will Helden sehen, die das Ganze zu ihren Gunsten managen können. Schön wär’s, wenn wir aus stilleren Räumen heraus beitragen könnten, um gegen die Ohnmacht (einmal tief erspürt) eine Ruhe zu setzen. Wie lange hatten die Deutschen wohl eine Wahl, bevor man Ingenieure einsetzen konnte für die als rechtschaffen betrachtete Sache, die sich an die Arbeit machten, bestfunktionierende Gaskammern zu entwerfen, mit denen man großflächig entsorgen konnte, was dem Zukunftslicht der höheren Rasse im Wege stand. Das kann dann sehr weit gehen mit der Enthemmung. Und in so ziemlich jeder Kultur, in der Wissen aufgetaucht und geteilt wurde, gibt es die Idee einer Meisterschaft, die mit der Frage verbunden ist, wie weit es einem Menschen gelingt, innere Triebe auf bestimmte Arten und Weisen zu handhaben, damit so wenig Schaden entstehen kann für einen selbst und die Anderen. Warum man auch d a s dann einen „Weg“ genannt hat, weist nur darauf hin, dass es viele gibt. Offensichtlich kann man das Rad auch in die andere Richtung drehen. Auch ein Logbuch (und der Kompass) haben noch keinem geschadet.

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