gestatten

Eigentlich wollte ich dieses Bild mit dem gestrigen austauschen, weil es so gut gepasst hätte, aber ich habe es erst später am Tage entdeckt. Es stammt von einer Bestattungsinstitutsanzeige, in der einem putzmunter erzählt wird, man plane doch die Urlaubsreisen auch online, warum also nicht auch die letzte Reise. Bei dem Wort „bestatten“ fällt mir einer meiner eher heiteren Texte ein aus dem Jahre 1993, ich schau mal, ob ich ihn finde. Es ging um die Bestattung eines Traumes, an den ich mich, sofern er überhaupt  existierte, gar nicht erinnern kann. Aber ich kann mir beim Lesen des Textes, den ich jetzt neben mir liegen habe, überlegen, welchen Traum, sofern vorhanden, ich jetzt durch diesen Text bestatten lassen könnte. Auch Träume leben ja gerne und wollen nicht unbedingt bestattet werden, aber manchen Träumen tut das gut, dass man sich auf diese Weise um sie kümmert. Zum Beispiel der Traum von einem reichlich geschädigten und ausgeraubten Planeten, den junge Hände, bewaffnet mit Zauberstäben und hin-und herreisend auf dem Nimbus 2019, den diese Zauberlehrlinge also zum Säuberungsbefehl freigeben unter ihrer Aufsicht, und siehe, alle, die vorher verstummt, dumpf und mörderisch unterwegs waren, greifen in ihrer Garage zum inzwischen elektrischen Nimbus, ausgestattet mit K.I. Software, und kehren alle zusammen singend der Welt den Rücken. Bevor ich unversehens und ungewollt in noch tiefere Zweitdeutungen schliddere, bitte ich Sie, mir zu …

Gestatten, dass ich heute diesen Traum bestatten kann im Schatten. Er wollte in mir leben, doch ich war gezwungen, ihn aufzugeben. Nun muss ich ihn begraben, oder soll ich ihn auf Eis legen. So ein schöner Traum, ganz in Weiß, auf Eis. Oder soll er sich selbst in das Helle begeben, da kann er dann geistreich weiterleben. Oder soll ich ihn einfach wegkarren, den Betörenden, der mich entlarvt als Narren. Von ihm ließ ich mich kontrollieren, solange der Preis noch nicht klar war, aber als der dann da war, da blieb mir nichts anderes übrig als mich zu besinnen auf das Entrinnen von meinem Traum, diesem Schaum, denn mehr blieb davon gar nicht übrig. Ich warf ihn, den Schaum, hinein in das Feuer, es war nicht teuer. Nur schmerzhaft, ja, sehr, war der Saft seines süßen Giftes.

Gut, es soll der sehr heiße Tag eines Junis werden und das Gehirn startet seine Anpassungsmanöver. Innerhalb dieses Raumes sehe ich eine Möglichkeit, die eigenen, ganz persönlichen Träume ins Auge zu fassen. Träume müssen ja nicht unbedingt bestattet werden. Sie sind, sagte der Traumforscher, auch der Königsweg.

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