klimatisch

Heiß. In den Mails nach Indien unterlasse ich Klimakommentare, dort klettern die Grade gerade an den Vierzigern hoch. Bei 49 Grad war ich schon öfters in Delhi, aber einmal ging es auch über die fünfzig Grad hinaus, das kannte ich vorher nicht, viele starben. Wir legten den ganzen Tag nasse, kühlende Handtücher auf unsere Körper, ansonsten gab es nichts als massive Entschleunigung. Eine große Not ist auch in meinem Dorf dort der Wassermangel. Kommt ein guter Regen, ein guter Monsoon, lässt sich alles irgendwie ertragen. Aber der gute Monsoon kommt schon lange nicht mehr. Das Wasser muss von den Haushalten gekauft werden. Wie hätte man erwarten können, dass jeder Rosengartenanleger sich darüber bewusst wird, wieviel Wasser er von der Quelle nimmt, und dass es auf Dauer nicht für alle reichen würde. Man empfand die Quelle als unbegrenzt. Inzwischen, seit ein paar Jährchen sozusagen, verliert Indien immer mehr seinen mystischen Ruf eines Erleuchtungslehrzentrums und wird zusammen mit China als schlimmste Weltverschmutzer genannt. Und nun könnte man es tatsächlich einen Fatalismus nennen, sich auf solche Formen von Vernachlässigungen einzulassen, aber wie gesagt: wie soll man d a s stoppen können, bei dem alle mitmachen, obwohl auch die Mulmigkeit mitläuft, weil man schon zu viel weiß von den Wirkungen, hat sie nur noch nicht an sich herangelassen, solange es noch aus dem eigenen Hahn tropft, wenn auch von käuflichem Wasser. Mir fällt auf, dass das Wort „Weltrettung“ eine Hemmschwelle überschritten hat. Die Wahrheit ist nackt. Durfte sie deswegen nicht ausgehen? Zu kalt zu heiß zu hoch zu tief zu wolkig zu unwolkig zu nass zu trocken, das ist die Klimawelt, die uns unter anderem am Leben hält. Nur sieht es zur Zeit so aus, als hätte Indra, der Klima-Gott, im Koma gelegen und wacht nun auf und ist in aller Munde. Ich höre, dass man sich u.a. eine App runterladen kann, die für einen ausrechnet, wieviele klimaschädigende Sünden man verbrochen hat, und man kann dann ein paar Scheine hinlegen als Buße. Jedes Schauermärchen bringt neue Berufe und lockt neue Fähigkeiten hervor. Außer Zweifel steht, dass 38 Grad für unsereins ganz schön heiß ist. Dankbar, wer noch ausweichen kann in coole Räumlichkeiten oder Waldseen. Und es ist Strömung aus der Sahara. Man kann an sich selbst beobachten, wie der Gedankentransport sich verlangsamt und eine gewisse entspannte Wohligkeit sich in einem ausdehnt. Wenn auch der Kopf nicht so gern mitmacht, so scheint es dem Körper doch gut zu tun, sich mal in die automatische Dehnung begeben zu können. Vielleicht fallen einem ein paar Lieder ein, die lange verborgen in einem herumlagen, denn was das Essen betrifft, so reicht ja auch eine Melone oder irgendein deftiges Shake. Aber gut, das greift zu sehr in die Privatsphäre des Klimaschutzes ein, kann sich doch jeder nur alleine schützen, und ja, muss auch alleine schwitzen.

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