unbegreifbar

Das Bild der Sphinx, die ich vor ein paar Tagen hier schon einmal sich selbst gegenübergestellt hatte, habe ich mir vor vielen Jahren einmal irgendwo herauskopiert, und gerade die schwarz/weiße Struktur hat mir gefallen, ein paar Kleinigkeiten habe ich dazugefügt. (Das schwebende Gebilde über dem Kopf und die schwarze Hand aus der Sticker-Book Arbeit von H.Robert). Dann lange nicht mehr gesehen, wie das so ist mit dem Zurseitelegen. Die Dinge entschwinden, und manchmal tauchen sie auch wieder auf, meist „zufällig“, denn wenn man sie sucht, findet man sie oft nicht. Das Bild liegt gerade noch auf meinem Schreibtisch, und manchmal schaue ich hin und erfreue mich daran. Die Sphinx: ein Rätsel, dass wir alle lieben, zumindest sehr viele Menschen, davon kann man ausgehen. Ich finde auch die Genderzuweisung  „der Sphinx“ unangebracht, wie auch immer es definiert werden würde, so als müsste auch hier das Geheimnis weiblicher Schöpfungskraft schon wieder Einhalt geboten werden: Schöpfungskraft ganz im Sinne des Menschgebärens, ohne Trennung zwischen Körper und Geist, Schöpfung des Menschen selbst und ganz und gar strukturierte Beflügelung, schweigend und wortgewaltig zugleich. Auf einmal dachte es in mir mit einer gewissen befreienden Beglückung, dass wirklich jedes Menschsein das Mysterium vollkommen verkörpert, denn alles Bemühen um ein fassbares Verstehen muss auf ganz natürliche Weise scheitern, so wie alles scheitern muss, was sich als fassbares Ganzes  deklariert. Vermutlich kam aus dieser Wahrnehmung des großartig Begrenzten die Übung, den Geist zu weiten, wie es seiner oder ihrer Möglichkeit entspricht. Hinaus über noch nennbare Planeten und Sterne, vorbei an schwarzen Löchern, oder durch sie hindurch, warum nicht?, auf der anderen Seite wieder hinaus in weitere Sternenheere und Meere und Galaxien, wo ebenfalls wache Geister (wie z.B. Gene Roddenberry oder Isaac Assimov etc) ihren Schöpfungswillen zur Umsetzung dieser Sehnsüchte einsetzten, und wer kennt nicht in sich die kühle Schönheit des Raumfluges, das Glitzern des metallenen Flugkörpers, den hochangespannten Blick in die von tiefem, brauchbarem Wissen blinkende Welt der Pilotendisplays. Solchen kindlichen Wünschen, das Selbstbegrenzte, wenn auch nur für kurze Dauer zu sprengen, spielen  vermutlich die Süchte zu, ein Abhängen von der nicht mehr greifbaren Welt. Dabei kann man sie gar nicht greifen, sondern nur im strömenden Vorgang des Zeitlichen, in dem man selbst zuhause ist, sich das begreiflich machen, was man selbst ist, bis man sich wieder einlässt in die Strömung der Einzigartigkeiten, aus denen jedes Leben geformt ist, und auch nur d a einzigartig, wo es sich selbst bewusst ist, denn sonst erfährt man während dieser relativ kurzlebigen Darbietung meist nur das Leid ihrer Prüfungen. Doch zurück zur Sphinx. Verblüfft war ich dann doch, als ich heute früh auf einmal und zum ersten Mal gesehen habe, dass sich auf dem Bild eine nackte Frau an den Körper des großen, felinen Flügeltiers schmiegt, und man darf wieder mal etwas verstehen, was sich, zumindest bis auf weiteres, analysierenden Worten entzieht, eben: wegen ihrer Begrenzung.

 


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